230592 Littérature postcoloniale (S) (WiSe 2021/2022)

Inhalt, Kommentar

Die postkoloniale Debatte hat deutlich gemacht, dass die historische Erfahrung kolonialer Beherrschung noch in der Gegenwart des ausgehenden 20. Jh. und des beginnenden 21. Jh. prägend ist, und zwar nicht nur für die ehemals kolonisierten Gesellschaften sondern auch für diejenigen, die die Zentren der kolonialen Herrschaft bildeten. Texte wie Edward Saids Orientalism (1978) zeigen auf, dass sich die koloniale Herrschaft nicht auf direkte Gewalt, Zwang und Unterdrückung beschränkte sondern auch eine epistemische Dominanz einschloss, die auf vielfältige Weise die Überlegenheit der Kolonisatoren in zivilisatorischer, rassischer, religiöser und anderer Hinsicht sowie die Unterlegenheit der Kolonisierten zu begründen suchte. Koloniale Herrschaft erscheint in dieser Perspektive daher auch als diskursive Unterwerfung im Sinne eines komplexen, imperialen Imaginariums, das Zentrum und Peripherie asymmetrisch verbindet, auch lange nach der Erringung der politischen Unabhängigkeit. In den frankophonen Gesellschaften setzte diese Debatte später ein als in den anglophonen und entspricht den Umständen und Bedingungen des französischen Kolonialismus in Afrika und in der Karibik. Zu beachten ist jedoch, dass der frankophone Antikolonialismus und die Bewegung der négritude der 1930 Jahre, denen Intellektuelle, Schriftsteller und Aktivisten wie Frantz Fanon, Aimé Césaire, Lépold Sédar Senghor u.a. angehörten, wichtige Ansätze und Strategien zur Bekämpfung der kolonialen Unterwerfung vorweg nahmen. In jüngerer Zeit legten u.a. Éduard Glissant mit Poétique de la Relation (1990) und Achille Mbembe mit De la postcolonie. Essai sur l’imagination politique dans l’Afrique contemporaine (2000) wichtige Arbeiten vor, die epistemische Macht des Kolonialismus zu untergraben.
Die postkoloniale Kritik stellt heraus, dass die Imagination des Imperiums zugleich ein Imperium der Imagination ist. Vor dem Hintergrund der diskursiven Dimension imperialer Herrschaft rückt auch die Literatur in den Brennpunkt, insofern als sie der „imagerie coloniale“ etwa mit exotisierenden Narrationen Vorschub leistete. Dabei geht es nicht nur um eine kritische Revision des Kanons sondern insbesondere um den Beitrag, den die Literatur heute zur Überwindung einer Weltsicht leistet, die nie vollständig mit dem Postulat der kolonialen Überlegenheit Europas brach. Es zeigt sich, dass sich die frankophonen Literaturen der Karibik sowie des nördlichen und subsaharischen Afrikas damit hervortun, narrativ und ästhetisch gegen das epistemische Erbe des Kolonialismus vorzugehen, es zu karikieren und es zu unterlaufen sowie ihm alternative Denk- und Sichtweisen entgegenzusetzen. Hierzu gehören die Werke von Assia Djebar (Algerien), Ahmadou Kourouma (Elfenbeinküste), Patrick Chamoiseau und Raphaël Confiant (beide Martinique) und anderen, von denen exemplarische Texte im Seminare diskutiert werden.
Das Seminar richtet sich an Studierende der Romanistik, die die Texte im Original lesen, jedoch auch an Studierende der Literaturwissenschaft, die auf deutschsprachige Übersetzungen zurückgreifen können.

Literaturangaben

Lektüreempfehlung:
Jean-Marc Moura: „Postcolonialisme et comparatisme“, in: Société Française de Littérature Génerale et Comparée. o.D. (https://sflgc.org/bibliotheque/moura-jean-marc-postcolonialisme-et-comparatisme/)

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