220028 Deckenbilder: Inszenierungsstrategien im katholischen Kirchenbau der Frühen Neuzeit (S) (SoSe 2017)

Die Deckenmalerei der Frühen Neuzeit – und zumal des Barock – wird gern als „illusionistisch“ apostrophiert. Dabei ist sie weitaus vielgestaltiger und wartet auch mit ganz anderen Bildtypen auf. Auch da, wo sie „illusionistisch“ erscheint, ist sie dies nur in den seltensten Fällen: Neben der genau berechneten Quadraturmalerei in der Tradition Andrea Pozzos gibt es flexiblere Modelle, die eine Bewegung der Betrachter im Raum zulassen. Ohnehin stellt sich die Frage, ob Illusion im Sinne von Täuschung wirklich das Hauptziel von Deckenmalern war. Welche Funktionen hatten diese Bilder? Und inwieweit lassen sich diese konfessionell begründen?
Im Seminar werden verschiedene Inszenierungsstrategien von Deckenmalerei in katholischen Kirchenräumen analysiert und kontextualisiert. Es wird verfolgt, in welchem Maße Bilder in der Frühen Neuzeit auf ihre Betrachter bezogen werden und welche Wirkungen dabei erzielt werden konnten. Zudem geht um Wechselwirkungen zwischen Malerei und Architektur: Welchen Einfluss hatte die Architektur auf die Malerei? Und wie hat umgekehrt die Entwicklung zunehmend komplexerer Bildprogramme die Architektur dahingehend verändert, dass sie zu einem visuell immer wirksameren Bildträger umgestaltet wurde?
Am Ende des Seminars wird schließlich auch die Kritik derartiger Ensembles im ausgehenden 18. Jahrhundert zu behandeln sein, die dazu führte, dass entsprechende Deckenbilder nach 1800 kaum noch entstanden.

Literaturangaben

Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, München 1976 ff.

David Ganz, Barocke Bilderbauten. Erzählung, Illusion und Institution in römischen Kirchen 1580-1700, Petersberg 2003.

Bernd Wolfgang Lindemann, Bilder vom Himmel. Studien zur Deckenmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts, Worms 1994

Bernhard Rupprecht, Das Bild an der Decke. Erlanger Universitätsreden, 3. Folge, Nr. 22/1987.