In der Lehrforschung wird ein empirisches Projekt zur Transnationalisierung von Lebenswelten und sozialen Formationen entworfen und durchgeführt. Transnationalität bezeichnet dabei einen Lebensstil, bei dem Personen nicht mehr ausschließlich einer (national-staatlich gefassten) Gesellschaft zugeordnet werden können. Transnationalität und soziale Ungleichheit erscheinen auf den ersten Blick durch einen Dualismus gekennzeichnet: Während für höhere Einkommens- und Bildungsschichten geografische Mobilität und transnationale Netzwerke Teil sozialer Aufwärtsmobilität sind (Stichworte wie „Migration von Hochqualifizierten“), scheinen diese Merkmale vor allem bei Personen ausländischer Herkunft mit niedrigem sozialen Status mit sozialer Abwärtsmobilität einherzugehen (Stichworte wie „Segregation“ und „Marginalisierung“). Die Ausgangsfrage für das Lehrforschungsprojekt lautet angesichts der vermuteten Polarisierungstendenzen: Welche Auswirkungen haben transnationale Bindungen für soziale Aufwärts- und Abwärtsmobilität?
Im ersten Semester geht es in der Rezeption der einschlägigen Literatur um die Frage, welche spezifischen Merkmale Transnationalität als grenzübergreifende Lebensform prägen, wie transnationale soziale Räume entstehen und welche Auswirkungen sie für Ungleichheiten in Feldern wie Arbeitsmarkt, Bildung und Politik haben. Auf dieser Grundlage entwerfen die Studierenden eine eigene Fragestellung und ein Untersuchungsdesign für eine empirische Untersuchung.
Die zu entwickelnde Fragestellung wird bis zum Ende der zweisemestrigen Veranstaltung in einer eigenen Untersuchung bearbeitet. Die Studierenden können methodisch dabei zwischen qualitativ oder quantitativ orientierten Vorgehensweisen wählen. Bei Studierenden, die mit qualitativen Methoden arbeiten wollen, werden solide Grundkenntnisse zur Ausarbeitung eines Gesprächsleitfadens und zur Auswertung leitfadengestützter Interviews vorausgesetzt. Studierende, die ein quantitativ orientiertes Projekt planen, sollten Grundkenntnisse in statistischer Analyse mitbringen. Ein Datensatz aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) wird als Grundlage für die quantitative Analyse dienen.
Die Teilnehmenden müssen einen großen Teil der vorlesungsfreien Zeit für die Durchführung, Dokumentation und Auswertung der Interviews bzw. für die statistische Datenanalyse einplanen.
Hoher Grad an Motivation zur Durchführung von Feldarbeit mit qualitativen Methoden bzw. Grundkenntnisse in quantitativer Datenanalyse
Motivationsschreiben (Frist: 1. April 2010, 1-2 Seiten)
Die Veranstaltung ist auf 20 Teilnehmer begrenzt
Steffen Mau, 2007: Transnationale Vergesellschaftung. Frankfurt a.M.: Campus.
Von Beginn an werden Beiträge der Studierenden zur Einarbeditung ins Themenfeld erarbeitet. Zu den Leistungen gehören Kurzessays und Referate.