Eine literaturwissenschaftliche Erforschung des Leseverhaltens orientiert sich gewöhnlich an der hoch gewerteten Literatur. In diesem Seminar soll jedoch nach der Lektüre von Unterhaltungsliteratur gefragt werden. Dabei ergeben sich methodische Probleme. Über die populäre Lektüre hat sich nämlich seit dem späten 18. Jahrhundert ein Diskurs eingespielt, der wenig darüber aussagt, wie was von wem gelesen wurde, sondern der vor allem eine Steuerungsfunktion ausübt, indem er ex negativo Aussagen über ein richtiges Lektüreverhalten liefert. Die Kritik der Unterhaltungslektüre vom späten 18. bis weit in 20. Jahrhundert hinein nimmt so zum großen Teil vorweg, was später den neuen elektronischen Medien nachgesagt wird. Am Beispiel von zeitgenössischen Texten über Lesewut, Leihbibliotheken und Kolportageromane soll dieser Diskurs analysiert werden, um anschließend zu klären, wie man jenseits seiner Vorgaben mit alternativen Untersuchungsmodellen verlässliches Wissen über populäres Leseverhalten gewinnen kann.
Zur Einführung:
Wolfgang Kaschuba / Kaspar Maase (Hrsg.), Schund und Schönheit: Populärkultur um 1900, Köln u.a. 2001;
Holger Dainat, Abaellino, Rinaldini und Konsorten: Zur Geschichte der Räuberromane in Deutschland,'' Tübingen 1996 [bes. S. 40-146];
Alberto Martino, Die deutsche Leihbibliothek: Geschichte einer literarischen Institution, Wiesbaden 1990.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Master | (Einschreibung bis SoSe 2008) | MaGer-ZMb | 4/4 |