220012 Bild und Zeit. Theoretische Positionen und historische Fallbeispiele (S) (SoSe 2013)

Die klassische Trennung zwischen Zeitkünsten (Dichtung, Musik) und Raumkünsten (Malerei, Skulptur) hat lange übersehen lassen, auf welch komplexe Weise Bilder in verschiedene Zeitebenen verstrickt sind. Bilder verdanken sich zeitlichen Produktionsprozessen, sie entstammen einer bestimmten Entstehungszeit und unterliegen Alterungsvorgängen. Zugleich stellen sie oftmals Momente, Ereignisse oder Vorgänge in der Zeit dar. Zudem verlangen sie ihren Betrachtern einen zeitlich erstreckten Wahrnehmungsprozess ab. Berücksichtigt man noch den individuellen Zeithorizont, die Erinnerungen und Erwartungen der Betrachter, so zeigt sich die Komplexität des Verhältnisses von Bild und Zeit. Das Seminar wird dieser bildtheoretischen Herausforderung in der Lektüre einschlägiger Texte und vor allem in exemplarischen Bildanalysen nachgehen.

Literaturangaben

Georges Didi-Huberman, Devant le temps. Histoire de l’art et anachronisme des images, Paris 2000.
Andrea von Hülsen Esch, Hans Körner und Guido Reuter (Hg.), Bilderzählungen – Zeitlichkeit im Bild, Köln 2003.
Hannelore Paflik (Hg.), Das Phänomen Zeit in Kunst und Wissenschaft, Weinheim 1987.
Götz Pochat, Bild-Zeit. Eine Kunstgeschichte der vierten Dimension, 2. Bde., Wien 1996 u. 2004.
Antoinette Roesler-Friedenthal und Johannes Nathan (Hg.), The Enduring Instant / Der bleibende Augenblick. Time and the Spectator in the Visual Arts / Betrachterzeit in den Bildkünsten, Berlin 2003.
Martin Seel, Form als eine Organisation der Zeit, in: Josef Früchtl und Maria Moog-Grünewald (Hg.), Ästhetik in metaphysikkritischen Zeiten. 100 Jahre Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft, Hamburg 2007, S. 33-44.
Heinrich Theissing, Die Zeit im Bild, Darmstadt 1987.