Wer assoziiert mit dem Wort „Rhetorik“ nicht mitunter Täuschung, Manipulation oder gar Betrug? Ein echtes Bildungsgut scheint die Redekunst jedenfalls nicht zu sein. Cicero will vom Gegenteil überzeugen und seine Leser zu einem neuen Verständnis der Rhetorik führen, die zu seiner Zeit als Kunst praxisferner Griechen bzw. einfach als simpler Schulstoff galt. Dabei zeigt er auf, dass Bildung ohne die Fähigkeit, diese vermitteln zu können, ebenso wertlos ist wie eine Redefähigkeit, die auf umfassende Bildung verzichten zu können glaubt.
Cicero führt in De oratore seinen Leser in einen Gesprächskreis illustrer römischer Aristokraten ein, die an den Feiertagen der Ludi Romani im September des Jahres 91 v. Chr. auf einer Villa außerhalb Roms gemeinsam ihre freie Zeit verbringen. Aus einer lockeren Unterhaltung entwickelt sich das Gespräch, das Cicero, so die literarische Fiktion, referiert.
Weitaus stärker als auf die klassischen Elemente der Redekunst, etwa die Stofffindung, die Struktur oder die stilistische Ausgestaltung einer Rede, richten die Gesprächspartner den Blick auf die Person des idealen Redners und das, was ihn zum Staatsmann machen kann.
Das Seminar will eine Einführung in die aktuelle Forschung zu Ciceros Dialog De oratore geben und die TeilnehmerInnen zu philologischem Arbeiten hinführen. Es gliedert sich in drei Teile. Ein erster Schwerpunkt bildet die Frage nach der Funktion der äußeren Form, des literarischen Dialogs, und nach den unterschiedlichen Rollen der Gesprächspartner. In einem zweiten Teil stehen die Rhetorikkonzeptionen der beiden Hauptredner Crassus und Antonius im Vordergrund. Dabei werden insbesondere auch die klassischen Elemente einer Rede vergegenwärtigt. Im dritten Teil geht es um eine in De oratore zentrale Frage, wie der ideale Staatsmann nach Auffassung der Gesprächspartner beschaffen sein soll.
BM 1-3
Textausgabe:
M. Tulli Ciceronis Scripta quae manserunt omnia, fasc. 3: De oratore, ed. Kumaniecki, K., Leipzig 1969 (BT).
Kommentar:
Leeman, A.D., Pinkster H. (Hgg.), M. Tullius Cicero, De oratore libri III. Kommentar. 5 Bände. Heidelberg 1981-2008.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-LAT-LatPM2 Antike und Europa | Themen-Pool (Bildungskonzepte, Wertvorstellungen, Verhaltensnormen, Medien, Rezeption etc.) | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Latein: Die römische Literatur, Kultur und Gesellschaft im europäischen Kontext / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaLatPM5; BaLatPM2 | 2/4 | |||
Latein: Die römische Literatur, Kultur und Gesellschaft im europäischen Kontext / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | MaLat5 | 2/4 |
- regelmäßige Anwesenheit und aktive Teilnahme (2CP)
- Gestaltung einer Seminareinheit (3CP)
- Belegarbeit (5CP)