Lange Zeit galt Bertolt Brecht als der politische Autor der literarischen Moderne schlechthin. Der Stempel, Brecht sei Marxist, wurde ihm schon früh aufgedrückt, und dieses Rezeptionsschema prädestinierte ihn in den 60er und 70er Jahren zum Schulklassiker, an dem sich trefflich diskutieren ließ, wie viel (oder eher wenig) Marxismus, Sozialismus, Kommunismus wert sind. Brecht war wohl der ungeliebteste Schulklassiker. Nach dem Ende des Kalten Krieges war es aber mit dieser Karriere Brechts so ziemlich vorbei. Den Stempelaufdruck ist er jedoch nie losgeworden.
Das Seminar, das in Kooperation mit Frau Prof. Dr. Ingrid Gilcher-Holtey von der Fakultät für Geschichtswissenschaft durchgeführt wird, will genau dieser Verschränkung von Ästhetik und Politik bei Bertolt Brecht, dem Dramatiker und Regisseur, nachgehen. Rekonstruiert werden Entstehung und Entwicklung seiner Konzeption des Epischen Theaters und des "Eingreifenden Denkens" mit den Mitteln des Theaters. Gefragt wird u. a.: Was kennzeichnet das Verhältnis von Bühne und Welt bei Brecht? Was ist politisch an den Stücken Brechts? Wie grenzt sich Brechts Theaterkonzeption vom politischen Theater Piscators und/oder vom absurden Theater Inonescos ab? Welche Rolle weist er der Theaterphotographie für die Vermittlung seiner Stücke zu? Wie reagiert die Politik auf das Brecht-Theater?
Ausgewählte Texte:
Mahagonny, Die Maßnahme, Antigone, Courage, Verhör des Lukullus
Die Straßenszene sowie Stellungnahmen zu seiner Konzeption des Eingreifenden Denkens.
Einführende Literatur: Ingrid Gilcher-Holtey: Theater und Politik. Bertolt Brechts Eingreifendes Denken, in: dies., Eingreifendes Denken. Die Wirkungschancen von Intellektuellen, Weilerswist 86-124; Werner Hecht (Hg.). Brecht-Chronik 1898-1956, Darmstadt 1997; Jan Knopf, Bertolt Brecht, Stuttgart 2000; Hans Mayer, Erinnerung an Brecht, Frankfurt 1998; Werner Mittenzwei, Das Leben des Bertolt Brecht oder der Umgang mit den Welträtseln, 2 Bde., Berlin 1986, Klaus Völker, Bertolt Brecht. Eine Biographie, München 1978; Erdmut Wizisla, Benjamin und Brecht. Die Geschichte einer Freundschaft, Frankfurt 2004.
Ein Semesterapparat mit wichtiger Forschungsliteratur wird in der UB aufgebaut.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik/Deutsch | MA/SI/SII; LIT; B.6 | HS | |||||
Geschichtswissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | 4.3.1; 4.5.1 | Wahlpflicht | 9 | scheinfähig | ||
Literaturwissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2009) | MaLit4 | 4/8 | ||||
Literaturwissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2009) | MaLit9 | 4/8 | ||||
Politische Kommunikation / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | 3.3 |