221065 Republik im Wandel? Die sechziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland (S) (WiSe 2004/2005)

"Aufbruch" in eine andere Gesellschaft? "Fundamentalliberalisierung"? Die sechziger Jahre werden retrospektiv vielfach als Jahrzehnt des Wandels und des Umbruchs politisch-sozialer Strukturen und kultureller Normen gedeutet. Was zeichnet diesen Wandel aus? Wodurch wurde er verursacht?
Folgt man der Wahrnehmung der kritischen Intelligenz, standen Aporien und Krisen am Beginn des Jahrzehnts, herrschte der Eindruck einer Stagnation und Regression vor, drohten Kritik und Alternativen im "schaum" (Enzensberger) zu versinken, in einer "entwirklichten", kontur- und damit fassungslos gewordenen gesellschaftlichen Realität, die das Individuum einhüllte und ihm den Blick auf eine mögliche andere Zukunft versperrte.
Das Seminar unternimmt den Versuch, die Entwicklungsprozesse in verschiedenen sozialen Bereichen (Wirtschaft und Politik, Hochschule und Bildung, Theater und Literatur) zu rekonstruieren, um die Spannungen und Konflikte zu entfalten, welche die Gesellschaft der Bundesrepublik in den sechziger Jahren charakterisierten.

Literaturangaben

H. M. Enzensberger, schaum, in: ders., Landesprache, Frankfurt 1960; S. 33-46; C. Albrecht u.a.: Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine Wirkungsgeschichte der Frankfurter Schule, Frankfurt 1999; I. Gilcher-Holtey, Die 68er Bewegung: Deutschland, Westeuropa, USA, München 22003; U. Herbert: Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-1980, Göttingen 2002; H. Rischbieter (Hg.) Durch den eisernen Vorhang: Theater im geteilten Deutschland 1949-1990, Berlin 1999; A. Schildt, D. Siegfried, K.C. Lammers (HG.), Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften, Hamburg 2000.