220010 Sucht und Rausch im 20. Jahrhundert: mediengeschichtliche Aspekte (S) (WiSe 2005/2006)

Rausch und Sucht sind Themen, die sehr viel aussagen über gesellschaftliche sowie individuelle Normen und Werte. Dies gilt vor allem deshalb, weil sie sehr oft verbunden sind mit Problemfeldern wie Gewalt, Sexualität, Körperpraktiken und Kontrollverlust. Diese Fragen sind besonders gut zu verdeutlichen am Beispiel des Konsums von Alkohol und anderen Drogen wie Opium, LSD oder Cannabis, aber auch mit Blick auf die Ausübung körperlicher Gewalt sowie die Darstellung von Sexualität und Ekstase. Das Seminar richtet den Blick u.a. auf Darstellungen in Filmen, in autobiographischen Berichten sowie in der Filmkritik und der wissenschaftlichen Literatur (u.a. in Medizin, Soziologie, Geschichte). Das Spektrum reicht von Spielfilmen wie "Opium", "French Connection", "Christiane F." oder "Das große Fressen" bis hin zu "Der letzte Tango in Paris", "Im Reich der Sinne" oder "Die 120 Tage von Sodom" und Büchern von DeQuincey oder Burroughs. Zum einen geht es darum, wie mit Filmen als historische Quelle umzugehen ist. Wie werden Sucht und Rausch dargestellt und wie verändern sich deren (Be-)Deutungen im historischen Längsschnitt? Zum anderen soll gefragt werden, welche normativen Zuschreibungen, Menschenbilder und Körpertechniken mit Themen wie Rausch und Sucht verbunden werden und welche Aussagekraft diese für geschichtswissenschaftliche Analysen haben können.

Literaturangaben

Heiner Behring, Fiktion und Wirklichkeit: Die Realität des Films, in: Geschichtswerkstatt 17 (1989), 6-11; Marcus Boon, The Road of Excess. A History of Writers on Drugs, Cambridge 2002; Thomas Hengartner/Christoph Maria Merki (Hg.), Genussmittel. Eine Kulturgeschichte, Frankfurt a.M./Leipzig 2001; Georg Seeßlen, Der pornographische Film, Frankfurt a.M. 1990.