221007 Staatsgewalt in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert (V) (WiSe 2004/2005)

Im Mittelpunkt der Vorlesung stehen die Veränderungen des staatlichen Gewaltmonopols im 19. und 20. Jahrhundert. In sozial- und kulturgeschichtlicher Perspektive rückt dabei vor allem das breite Spektrum polizeilicher Organisationen und Tätigkeiten ins Blickfeld. Orientiert an geschichts- und sozialwissenschaftlichen Studien wird u.a. gefragt, ab wann sich überhaupt von einem staatlichen Gewaltmonopol sprechen lässt. Wie sah die soziale Zusammensetzung, aber auch die soziale Praxis polizeilicher Organisationen aus? Wie kommt es zu der bis heute immer wieder kritisierten engen Gruppenkohäsion innerhalb der Polizei und welche Rolle spielten dabei Definitionen von Männlichkeit? Im einzelnen geht es u.a. um die Entwicklung ländlicher, kommunaler und staatlicher Polizei im Kaiserreich, um die Bürgerkriege nach dem Ersten Weltkrieg, um die Polizei im NS-Staat (Gestapo, Ordnungs- und Kriminalpolizei) sowie um die Entwicklung des staatlichen Gewaltmonopols in der Bundesrepublik bis hin zur Auseinandersetzung mit den Studentenprotesten der 1960er und mit dem Terrorismus der 1970er Jahre.

Literaturangaben

R. Jessen: Polizei und Gesellschaft. Zum Paradigmenwechsel in der
Polizeigeschichtsforschung, in: G. Paul/K.-M. Mallmann (Hg.): Die Gestapo. Mythos und Realität, Darmstadt 1995, S. 19-43; G. Fürmetz/H. Reinke/K. Weinhauer (Hg.): Nachkriegspolizei. Sicherheit und Ordnung in Ost- und Westdeutschland 1945-1969, Hamburg 2001. A. Lüdtke (Hg.): "Sicherheit" und "Wohlfahrt". Polizei, Gesellschaft und Herrschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 1992.