Das deutsche Schulsystem ist – nicht nur in bildungshistorischer Perspektive – geprägt von vielfältigen Momenten der Separation, Selektion, Exklusion und/oder Inklusion. Dabei ist die Entscheidung über die „richtige“ Beschulungsart von Kindern von jeher eng mit deren Einstufung als „normal“ oder „nicht normal“ verbunden. Im Laufe der Geschichte spielen für diese Einstufung im unterschiedlichen Maße Normalitätsdiskurse und Vorstellungen auf allgemeinpädagogischer, psychologischer und/oder medizinischer Ebene ebenso eine Rolle wie bildungspolitische Umstände. Diese Kontextbedingungen beeinflussten einerseits den Separations- und Selektionsprozess der Kinder innerhalb des bestehenden Systems, andererseits die immer wieder auftretenden Reforminitiativen zu schulorganisatorischen Änderungen. Besonders wandlungsreich sind in diesem Zusammenhang schon immer Entwicklungen rund um die Hilfsschule (inklusive ihrer Nachfolgeinstitutionen) und der ihr zugerechneten Schülerschaft. Auch die aktuelle Auseinandersetzung mit Formen der Inklusion (und bestehender Exklusion) schlägt sich erneut besonders deutlich in Veränderungen hinsichtlich der diagnostischen und schulsystematischen Umgangsweisen mit den Förderschwerpunken soziale-emotionale Entwicklung und Lernen nieder.
Im Seminar wird mit Fokus auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts v.a. anhand der Geschichte der Hilfsschule in BRD und DDR über Selektions- und Normierungsprozesse inklusive ihrer kontextualen Gegebenheiten reflektiert. Vorweg geht dieser Reflexion eine generelle Einführung in Diskurse rund um Integrations- und Inklusionspädagogik und in die verhandelten Begrifflichkeiten. Ein wesentlicher weiterer Bestandteil des Seminars wird dann die Arbeit mit zeithistorischen Quellen sein - u.a. mit Schülerakten, die die Festlegung für eine „Regel-" oder „Sonder“-Beschulung der Primarschüler dokumentierten. Gezeigt werden soll dadurch, wie Argumente für oder gegen eine Selektion des Kindes, das Schwierigkeiten im Bereich des Lernens und/oder der emotional-sozialen Entwicklung hat, mit unterschiedlichsten Kontextbedingungen zusammenhängen und welche Entwicklungen von Argumentationsmustern im historischen Verlauf erkennbar sind.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: http://www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft/bie/faq.html
Hofsäss, T. R. (1993): Die Überweisung von Schülern auf die Hilfsschule und die Schule für Lernbehinderte. Eine historisch-vergleichende Untersuchung. Berlin.; Kätner, E. & Wegener, H. (1961): Das Umschulungsverfahren in die Sonderschule (Hilfsschule). Eine einführende Darstellung der rechtlichen, schulorganisatorischen, psychologischen und heilpädagogischen Seiten des Verfahrens. Kiel.; Prengel, A.(2011): Selektion versus Inklusion – Gleichheit und Differenz im schulischen Kontext. In: Faulstich-Wieland, H. (Hrsg.): Umgang mit Heterogenität und Differenz. Baltmannsweiler, 23- 48.; Salomon, D. (2018): Inklusion, Exklusion und (De) Kategorisierung. In: Musenberg, O., Riegert, J. & Sansour, T. (Hrsg.): Dekategorisierung in der Pädagogik. Notwendig und riskant? Bad Heilbrunn, 43-50.; Scholz-Ehrsam, E. (1967): Die Psychopathologie des Hilfsschulkindes. Berlin.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-BE-IndiErg13 Inklusion | E2: Theorie und Geschichte der inklusiven Pädagogik, der Heil- und Sonderpädagogik | Studienleistung
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Studieninformation |
25-BE-IndiErg3_a IndiErg: Bildung und Didaktik | E1: Bildung: Theorien und Institutionen | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E3: Bildung: Theorien und Institutionen oder Didaktische Modelle und Lernräume | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-BE11 Abschlussmodul | E1: Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
25-BE8 Bildung: Theorien und Institutionen | E1: Bildungstheorie und -geschichte | Studienleistung
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Studieninformation |
25-FS-BE8 Bildung: Theorien und Institutionen | E1: Bildungstheorie und -geschichte | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-ISP1 Grundfragen der Sonderpädagogik und inklusiven Pädagogik | E2: Die Geschichte der Heil- und Sonderpädagogik unter besonderer Berücksichtigung des Förderschwerpunktes Lernen | Studienleistung
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Studieninformation |
25-ISP1_2 Grundfragen der Sonderpädagogik und inklusiven Pädagogik sowie der Heterogenität und individuellen Förderung | E2: Die Geschichte der Heil- und Sonderpädagogik unter besonderer Berücksichtigung des Förderschwerpunktes Lernen | Studienleistung
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Studieninformation |
25-UFP2 Institutionen des Bildungs- und Erziehungswesens | E2: Bildungs- und Schultheorien | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
25-UFP2_a Institutionen des Bildungs- und Erziehungswesens | E2: Bildungs- und Schultheorien | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
Es wird erwartet, dass sich die Studierenden aktiv in Form von Text-, Partner- sowie Gruppenarbeit, Plenumsdiskussionen etc. mit dem Seminarthema auseinandersetzen und dabei auf zeitgenössische Quellen, u.a. Gutachten über (Hilfs-)Schüler, Gesetzestexte und (fach-)wissenschaftliche Veröffentlichungen zurückgreifen, um für eine Studienleistung eine Textarbeit vorzubereiten und anzuleiten. Im Laufe des Seminars sollen sich die Studierenden kritisch mit der hilfs- und sonderpädagogischen Bildungshistorie im 20. Jahrhundert befassen und deren Entwicklungen hinterfragen und hierdurch eine kritisch-reflektierte Perspektive erwerben.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: