Seit der Weimarer Republik hat sich das Verhältnis zwischen Politik, Medien und Öffentlichkeit mehrfach fundamental gewandelt. Diese Entwicklung, die häufig mit der verkürzenden Formel „von der Massen- zur Mediendemokratie“ umschrieben wird, hat vielschichtige Ursachen und Folgen sowohl hinsichtlich der Mittel medialer Kommunikation als auch der eng damit verwobenen politischen Praxis und den stets veränderlichen Formen von Öffentlichkeit. Quer durch fünf politische Systeme seit dem Ende des Ersten Weltkrieges – die Weimarer Republik, das nationalsozialistische Deutschland, die zwei deutschen Staaten sowie das vereinigte Deutschland seit 1990 – widmet sich das Seminar der Rolle von Medien im politischen Raum im europäischen bzw. globalen Kontext.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der medial vermittelten Aushandlung von politischen Macht-, Sach- und Partizipationsinteressen auf allen Ebenen der Gesellschaft: Wie gebrauchen politische Akteure bzw. Akteursgruppen (Regierungen, Parteien, Gewerkschaften, Lobbyisten, Bürgerinitiativen, soziale Bewegungen, Widerstandsgruppen usw.) Medien zur Durchsetzung ihrer Ziele? Wie wirken Medien(-macher) im weitesten Sinne auf politische Aushandlungsprozesse, und welchen rechtlichen, institutionellen und ökonomischen Rahmenbedingungen sind sie dabei unterworfen? Wie verhalten sich veröffentlichte und öffentliche Meinung jeweils zueinander? Und welche Bedeutung haben dabei insbesondere seit den 1970er Jahren weit über Deutschland hinausreichende Prozesse wie etwa die Globalisierung, Individualisierung und Digitalisierung?
Anhand von Fallstudien aus der reichhaltigen politischen Debatten- bzw. Konfliktgeschichte Deutschlands werden die Studierenden mit neueren historiografischen, politik- und sozialwissenschaftlichen sowie medientheoretischen Forschungsansätzen und -ergebnissen zum Verhältnis von Politik, Medien und Öffentlichkeit vertraut gemacht und darauf aufbauend zur Erforschung eigener Untersuchungsfragen befähigt.
Ute Daniel, Beziehungsgeschichten: Politik und Medien im 20. Jahrhundert, Hamburg 2018.
Frank Bösch/Norbert Frei (Hrsg.), Medialisierung und Demokratie im 20. Jahrhundert, Göttingen 2006.
Bernd Weisbrod, Öffentlichkeit als politischer Prozeß. Dimensionen der politischen Medialisierung in der Geschichte der Bundesrepublik, in: ders. (Hrsg.), Die Politik der Öffentlichkeit – die Öffentlichkeit der Politik: Politische Medialisierung in der Geschichte der Bundesrepublik, Göttingen 2003, S. 11-25.
Jörg Requate, Öffentlichkeit und Medien als Gegenstände historischer Analyse, in: Geschichte und Gesellschaft 25 (1999), S. 5-32.
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: