Mit der Frage, "Wie Geschlechter gemacht werden" (Gildemeister/Wetterer 1992) hat sich seit den 1990er Jahren eine neue Leitperspektive in der Geschlechterforschung etabliert. Nicht mehr die Erfassung und Erklärung von Differenzen zwischen den Geschlechtern soll im Vordergrund stehen; vielmehr ist die zentrale Frage, wie sich ein kulturelles System beständig reproduziert, in dem Individuen nach einem binären Schema entlang der Kategorie Geschlecht voneinander unterschieden und aufeinander bezogen sind. Dabei kommt der empirischen Forschung die schwierige Aufgabe zu, bei der Annäherung an ihren Forschungsgegenstand nicht jenes binätre Schema lediglich zu wiederholen und Geschlecht zu reifizieren, d.h. zu "verdinglichen".
Eine methodologische Idee, die geeignet ist, Prozesse der Herstellung von Geschlecht(erordnungen) in den Blick zu nehmen, ist die der Re-Konstruktion. Im Seminar werden Ansätze qualitativ-rekonstruktiver Geschlechterforschung anhand exemplarischer Studien unterschiedlicher methodischer Ausrichtungen (Ethnographie, Biographieforschung, Gruppendiskussionsverfahren) erarbeitet und diskutiert.
Zielgruppe:
Das Seminar wendet sich an Studierende, die sich mit aktuellen und grundlegenden Fragen einer qualitativ-empirischen Geschlechterforschung auseinandersetzen wollen. Es ersetzt keine Einführung in qualitative Forschungsmethoden, ermöglicht aber einen fundierten Einblick in methodische und methodologische Problemstellungen. Insofern ist es u.a. auch geeignet, um sich bei der Konzeption eigener Forschungsprojekte im Rahmen von Abschlussarbeiten Orientierung zu verschaffen. Ggf. kann Raum für die Diskussion solcher Projekte geschaffen werden.
Arbeitsweise:
Im Zentrum der Veranstaltung steht die intensive Auseinandersetzung mit anspruchsvollen, teils "klassisch" gewordenen Texten. Dazu ist einerseits eine sorgfältige Lektüre im Vorfeld der jeweiligen Seminarsitzung erforderlich. Andererseits werden im Seminar Kleingruppen gebildet, von denen jede für die Aufbereitung je eines Seminartextes und die Vorstrukturierung seiner Besprechung in der jeweiligen Seminarsitzung verantwortlich ist.
Die Teilnahme am Seminar ist nur in Verbindung mit der Beteiligung an einer Kleingruppe möglich. Daneben sind kontinuierliche Anwesenheit und die vorbereitende Lektüre der Seminartexte unabdingbar.
Zur Einführung: Gildemeister, Regine; Wetterer, Angelika (1992): Wie Geschlechter gemacht werden. Die soziale Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit und ihre Reifizierung in der Frauenforschung. In: Knapp, Gudrun-Axéli; Wetterer, Angelika (Hg.): TraditionenBrüche. Entwicklungen feministischer Theorie. Freiburg: Kore, 201-254
Reader und Semesterapparat werden zur Verfügung gestellt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.1.2; H.3.4 | |||||
Unterrichtsfach Pädagogik / Lehramt Sekundarstufe II | H.C.1 | ||||||
Unterrichtsfach Pädagogik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | MU.6.1 | 3 | scheinfähig |