220034 Die historische Biographie: Zwischen Wissenschaft und Literatur (GS 2) (WiSe 2005/2006)

Der große französische Historiker Marc Bloch schreibt in seiner ¿Apologie der Geschichte¿: ¿Der gute Historiker gleicht dem Menschenfresser der Legende. Wo er menschliches Fleisch wittert, weiß er seine Beute nicht weit.¿ Von daher könnte man erwarten, die Biographie sei die Krönung der Geschichtsschreibung; denn da gewinnen historische Gestalten am allermeisten Fleisch und Blut. In Wirklichkeit galt die Biographik jedoch in der Geschichtswissenschaft lange als ein anrüchiges, wenn auch um seine Verkaufserfolge beneidetes Genre. In den 1920er Jahren kämpfte die deutsche Historikerzunft gegen Emil Ludwig, der die historische Biographie zu einer literarischen Großindustrie machte. Ein Erfolgsgeheimnis des Historikers, auch des Geschichtslehrers, besteht gleichwohl nach wie vor in seiner Fähigkeit, auf farbige und packende Art Menschen zu schildern. In jüngster Zeit ist die Biographie auch wissenschaftlich zu Ehren gekommen, und dieses Genre boomt wie noch nie. Diese Veranstaltung soll an Biographietypen unterschiedlicher Art theoretische Grundlagen, Darstellungstechniken und Erkenntnischancen, aber auch Tücken dieses populärsten Zweiges der Geschichtsschreibung erörtern. Alle TeilnehmerInnen sollten sich schon vorweg (mindestens) eine Biographie aussuchen, die sie für besonders diskussionswürdig halten !

Hinweis für Studierende des MA HPSS:
Eine Leistungsbescheinigung kann entweder für eine Hausarbeit, ein Referat (bzw. vergleichbare Leistung) oder eine aktive Teilnahme ausgestellt werden. Die Leistungspunkte (12 LP) werden erst nach Absolvierung aller Einzelleistungen der drei Lehrveranstaltungen des Moduls vergeben.

Literaturangaben

Hedwig Röckelein (Hrsg.): Biographie und Geschichte, Tübingen 1993 (Forum Psychohistorie). Christian Klein (Hrsg.): Grundlagen der Biographik. Theorie und Praxis des biographischen Schreibens, Stuttgart (Metzler) 2002. Die Rückkehr der Biographien, Berlin (Rowohlt) 2002 (= Kursbuch 148).