300265 Universitäten aus systemtheoretischer Perspektive (S) (SoSe 2009)

Inhalt, Kommentar

"Die meisten Organisationen der modernen Gesellschaft sind spezifischen Funktionssystemen zugeordnet. Dass Universitäten zugleich zur Forschung und zur Erziehung beitragen sollen, ist eher eine Anomalie. Die unmittelbare Kopplung von Lehre und Forschung würde, wenn ernst genommen, erhebliche Leistungsminderungen in beiden Bereichen verursachen. Vor allem aber ist zu beachten, dass die Phase des exponentiellen Wachstums der Wissenschaft, was Personal und Finanzmittel angeht, irgendwann einmal (wenn nicht heute schon) abgeschlossen ist. Das heißt dann, dass in diesen Hinsichten (nicht deshalb auch: im Wissen selber) ein annähernd stationärer Zustand erreicht werden muss. Und das heißt ganz praktisch: dass ein Wissenschaftler während seines ganzes Lebens nur einen einzigen Nachfolger ausbilden kann. Dann müssen die Universitäten zu Schulen werden, in denen anspruchsvolle Qualifikationen erworben werden, und die Selektion des akademischen Nachwuchses wird man nur noch situativ handhaben können. Es hat dann keinen Sinn mehr, speziell dafür auszubilden. Die Differenzierung von Erziehung und wissenschaftlicher Forschung wird sich auf diese Weise auch hier durchsetzen." (Luhmann 1990)

Diese knappe, aber gehaltvolle Analyse Luhmanns zeigt an, dass sich die Systemtheorie eignet, um aus den Universitäten heraus einen soziologischen Blick auf ebendiese Organisationen und ihren aktuellen Strukturwandel zu werfen, abseits von hochschulpolitisch aufgeladenen Positionen.

Die Veranstaltung hat zwei Schwerpunkte. Zunächst geht es darum, anhand einschlägiger systemtheoretischer Konzepte ein grundlegendes Verständnis von Universitätsstrukturen zu erarbeiten. Im Vordergrund steht dabei die besagte gesellschaftliche Doppelexistenz als Wissenschaftsorganisation und Erziehungsorganisation. Wie ist die Universität mit beiden Funktionssystemen verknüpft? Wie werden diese Bezüge intern kombiniert? Welche Funktionen hat das? Welche Folgeprobleme ergeben sich daraus?

Im zweiten Teil wird es darum gehen, die These einer zunehmenden Differenzierung von Wissenschafts- und Erziehungsfunktion auf die aktuellen Reformprozesse der Universitäten zu beziehen. Dabei sollen die anfangs diskutierten theoretischen Konzepte auf konkrete Beispiele - Bachelor/Master, Studiengebühren, Exzellenzinitiative etc. – angewendet und damit sogleich das Verständnis der Theorie als auch des empirischen Gegenstandes Universität geschärft werden.
Grundkenntnisse in Systemtheorie, anderen Organisations- und Gesellschaftstheorien oder besondere Leselust sind von Vorteil – wenigstens eine dieser Vorraussetzungen sollte man mitbringen. Die Bedingungen zum Erwerb einer benoteten Einzelleistung sowie zur Bescheinigung einer Aktiven Teilnahme werden im Rahmen der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Literaturangaben

Luhmann, Niklas (1987): Zwischen Gesellschaft und Organisation. Zur Situation der Universitäten. In: Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 4. Beiträge zur funktionalen Differenzierung der Gesellschaft. Köln [u.a.]: Westdt. Verl., S. 202–211.
Luhmann, Niklas (1987): Codierung und Programmierung. Bildung und Selektion im Erziehungssystem. In: Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 4. Beiträge zur funktionalen Differenzierung der Gesellschaft. Köln [u.a.]: Westdt. Verl., S. 182–201.
Luhmann, Niklas (1991): Selbststeuerung der Wissenschaft. In: Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung. Aufsätze zur Theorie sozialer Syteme. 6. Aufl. Köln [u.a.]: Westdt. Verl., S. 232–252.

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

Rhythmus Tag Uhrzeit Format / Ort Zeitraum  

Zeige vergangene Termine >>

Fachzuordnungen

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Soziologie / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2008) vNF: Fachmodul 2 Wahl  
Soziologie / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2008) KF: Fachmodul 2 Wahl  
Soziologie / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2008) NF: Fachmodul 2 Wahl  

Keine Konkretisierungen vorhanden
Kein E-Learningangebot vorhanden
registrierte Anzahl: 17
Dies ist die Anzahl der Studierenden, die die Veranstaltung im Stundenplan gespeichert haben. In Klammern die Anzahl der über Gastaccounts angemeldeten Benutzer*innen.
Adresse:
SS2009_300265@ekvv.uni-bielefeld.de
Lehrende, ihre Sekretariate sowie für die Pflege der Veranstaltungsdaten zuständige Personen können über diese Adresse E-Mails an die Veranstaltungsteilnehmer*innen verschicken. WICHTIG: Sie müssen verschickte E-Mails jeweils freischalten. Warten Sie die Freischaltungs-E-Mail ab und folgen Sie den darin enthaltenen Hinweisen.
Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_9569353@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
3 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Mittwoch, 25. März 2009 
Letzte Änderung Räume:
Mittwoch, 25. März 2009 
Art(en) / SWS
Seminar (S) / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
Fragen oder Korrekturen?
Fragen oder Korrekturwünsche zu dieser Veranstaltung?
Planungshilfen
Terminüberschneidungen für diese Veranstaltung
Link auf diese Veranstaltung
Wenn Sie diese Veranstaltungsseite verlinken wollen, so können Sie einen der folgenden Links verwenden. Verwenden Sie nicht den Link, der Ihnen in Ihrem Webbrowser angezeigt wird!
Der folgende Link verwendet die Veranstaltungs-ID und ist immer eindeutig:
https://ekvv.uni-bielefeld.de/kvv_publ/publ/vd?id=9569353
Seite zum Handy schicken
Klicken Sie hier, um den QR Code zu zeigen
Scannen Sie den QR-Code: QR-Code vergrößern
ID
9569353