221001 Spätantike (V) (WiSe 2004/2005)

"Die Krisis des Römischen Reiches ist nicht abzuschneiden", stellte Jacob Burckhardt in seinen "Weltgeschichtlichen Betrachtungen" kategorisch fest. Immer wieder hat die Frage nach den Ursachen des Römischen Reiches Historiker, Philosophen und Schriftsteller fasziniert. Eine Vielzahl von Modellen wurde entwickelt, um Aufstieg und Auflösung des Imperium Romanum zu erklären. Doch in neuerer Zeit mehren sich die Stimmen, die die Spätantike nicht als Epoche des Niedergangs, sondern des Übergangs interpretieren. Unbestritten ist, dass zwischen dem vierten und sechsten nachchristlichen Jahrhundert wichtige Grundlagen der europäischen Kultur gelegt wurden. Die Vorlesung, die die Zeit von der Erneuerung des Römischen Reiches unter Diokletian (284-305) und Konstantin (306-337) bis zum Ende des Weströmischen Reiches (476) behandelt, will die spezifischen Charakteristika dieser Epoche herausarbeiten, nach der Bedeutung der Spätantike für die Geschichte Europas fragen und markante wissenschaftiche Deutungsversuche vorstellen. Das Augenmerk gilt dabei der Christianisierung des Römischen Reiches, den Wandlungen des Kaisertums, den Folgen der Völkerwanderung, den Einstellungen zur sozialen und materiellen Umwelt und den neuen Formen wirtschaftlicher und politischer Organisation.

Literaturangaben

Hartwin Brandt, Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Diokletian und Konstantin bis zum Ende der konstantinischen Dynastie, Berlin 1998 (Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt); ders., Das Ende der Antike. Geschichte des spätrömischen Reiches, München 2001 (Beck Wissen); Peter Brown, Autorität und Heiligkeit. Aspekte der Christianisierung des Römischen Reiches, Stuttgart 1998 (Reclam); Averil Cameron, Das späte Rom, München 1994 (dtv-Geschichte der Antike); Jochen Martin, Spätantike und Völkerwanderung, 3. Aufl., München 1995 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte, Bd. 4).