230459 Lachen über Hitler und Holocaust (S) (WiSe 2005/2006)

Wie können Menschen angesichts des Schrecklichsten - des millionenfachen Judenmords durch Hitler-Deutschland - ausgerechnet lachen? Anhand von Komiktheorien soll zunächst erörtert werden, welche Funktionen Komik bei der Auseinandersetzung mit gar nicht "lustigen" Sachverhalten einnehmen kann. Im Anschlu? daran werden die Debatte um die Darstellbarkeit des Holocaust und wichtige Streitfragen und Zäsuren in diesem Diskurs vorgestellt. Besonderes Augenmerk gilt dabei jenen Debattenbeiträgen, die sich mit komischen Bearbeitungen nationalsozialistischer Grausamkeit befassen. Näher analysiert werden sodann zunächst Witze aus der Zeit 1933-1945 (Komik als Propagandastrategie der Nazis und als subversive Regimekritik der Nazigegner) und frühe Hitler-Satiren aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges (Filme The Great Dictator von Charlie Chaplin und To be or not to be von Ernst Lubitsch). Repräsentativ für die Nachkriegszeit werden komische "Bewältigungsversuche" in Literatur und Theater aus den 60er/70er Jahren untersucht (u.a. Stücke von George Tabori, Eiche und Angora von Martin Walser und der Roman Der Nazi und der Friseur von Edgar Hilsenrath). Für die gegenwärtige Beschäftigung mit dem Phänomen auf Lachen reflektierender Bearbeitungen des Holocaust werden aktuelle Filme interpretiert (Das Leben ist schön von Roberto Benigni, Zug des Lebens von Radu Mihaileanu, die TV-Produktion Goebbels und Geduldig, der Zeichentrickfilm Chicken Run).

Grundlegende Literatur:
Margrit Fröhlich/Hanno Loewy/Heinz Steinert (Hg.): Lachen über Hitler: Auschwitz-Gelächter? Filmkomödie, Satire und Holocaust. München: Edition Text+Kritik 2003.
Stephan Braese: Das teure Experiment. Satire und NS-Faschismus. Opladen: Westdeutscher Verlag 1996.

Wichtige Aufsatzkopien werden in einem Seminarordner zur Verfügung gestellt.