230355 Ästhetik des Verbrechens: Jean Genet und Deutschland (S) (SoSe 2010)

Der französische Skandalschriftsteller Jean Genet (1910-1986) hatte zu Deutschland eine Beziehung, die selbst für seine Verhältnisse besonders kurios, kontrovers und problematisch war. Als Landstreicher durchquerte er das 'Dritte Reich'. In seinen Gefängnisromanen ist die Rede von der Erotik der SS. Als politischer Schriftsteller sympathisierte er mit der RAF. Als Reporter, der von den Kriegsverbrechen aus dem Palästinenserlager Chatila berichtete, setzte er sich dem Vorwurf des Antisemitismus aus. In der Bundesrepublik wurden seine Schriften zensiert. Als Theaterautor provozierte er Skandale. Und auch die Schwulenbewegung hatte zu ihm kein einfaches Verhältnis.
Anläßlich seines 100. Geburtstages 2010 will das Seminar das Werk und die Wirkung Jean Genets aus einer deutschen Perspektive beleuchtet. Unter anderem sind folgende Themen vorgesehen:
Faszinierender Faschismus
Alterität in der Diktatur
1968 in Deutschland und Frankreich
Linker Terrorismus
Schwulenbewegung
Palästina und Israel-Kritik
Theaterskandale
Zensur in der BRD
Jean Genet und die deutschsprachige Gegenwartsliteratur

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Lektüre der Texte, regelmäßige Teilnahme, Mitwirkung an der Vorbereitung einer Sitzung

Literaturangaben

Die Anschaffung von Genets "Notre Dame des Fleurs", "Das Totenfest", "Querelle" und "Tagebuch des Diebes" ist verpflichtend! Die Genet-Werkausgabe erscheint im Merlin-Verlag, Sie können sich aber für wenig Geld auch ältere bei Merlin oder Rowohlt erschienene Ausgaben kaufen, die Sie antiquarisch günstig im Internet finden, z.B. unter abebooks.de, zvab.de oder amazon.de.
Die maßgebliche Genet-Biographie stammt von Edmund White und ist bei Kindler erschienen. Sie wird zur Anschaffung empfohlen (ebenfalls gebraucht günstig erhältlich).
In der UB wird ein Semesterapparat zum Seminar eingerichtet.