230135 Wald und Wildheit in der mittelhochdeutschen Literatur (S) (WiSe 2021/2022)

In diesem Seminar widmen wir uns dem Zusammenspiel von Wald und Wildheit in der mittelhochdeutschen Literatur. Das mittelhochdeutsche Wort wilt bezeichnet das Wüste, Unbewohnte und Ungezähmte, aber auch das Fremde, Unbekannte und Unheimliche ebenso wie das Wundersame und Seltsame. Eine Untersuchung der literarischen Inszenierung von wildekeit im höfischen Roman verspricht vielfältige und spannende Ergebnisse – zumal das Wilde oft im Wald begegnet. Sogar der Wald selbst zeigt sich in verschiedenen Stufen der Wildheit – vom fôreht über walt und waste bis hin zu wüeste, wilde und ungevertes.
An ausgewählten Beispielen wollen wir ›Wald und Wildheit‹ in textnaher Lektüre kennenlernen und untersuchen. Hierfür eignet sich beispielsweise Gottfrieds von Straßburg ›Tristan‹, Hartmanns von Aue ›Iwein‹ und Wolframs von Eschenbach ›Parzival‹. Die Minnegrotte im Wald (Tristan, V. 16660ff.), der Wilde Mann im Wald (Iwein, V. 395ff.) oder der Menschheit wilden Art (Parzival 489,5) laden zur Interpretation ein.

Das Seminar soll - wenn möglich - in Präsenz stattfinden.

Literaturangaben

Zur Lektüre empfohlen:
Gottfried von Straßburg: Tristan. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Bd. 1 und 2. Stuttgart 1998.

Hartmann von Aue: Iwein. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Stuttgart 2012.

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit Einführungen zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der ‚Parzival‘-Interpretation von Bernd Schirok. Berlin / New York 2003.