230026 Eine sachliche Apokalyptikerin. Juli Zeh als zeitdiagnostische Autorin der Gegenwart (BS) (SoSe 2022)

Inhalt, Kommentar

Juli Zeh gehöre, schreibt die Süddeutsche Zeitung vom 4. April 2020, „zu den wenigen politisch engagierten Autorinnen ihrer Generation“ (Jan Heidtmann). Mit Unterleuten habe sie „den Roman der Stunde“ vorgelegt, meint Volker Weidermann – und selbst der Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier, empfiehlt seinem Volke dessen Lektüre. Die Autorin wird vielfach geehrt, 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz, ist gern gesehener und häufiger Gast in Talkshows und mischt sich ein in den Diskurs mit Essays, einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin oder einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht, selbst inzwischen ehrenamtliche Verfassungsrichterin im Land Brandenburg.
Literarisch ist ihr Erfolg außerordentlich: Unterleuten hat knapp 900.000 verkaufte Exemplare aufzuweisen und steuert strikt auf die Millionengrenze zu, zuletzt lief der Dreiteiler als Medienereignis im ZDF (Regie Matti Ge-schonneck), doch die letzten Weihen im literarischen Feld bleiben ihr bislang versagt – kein Büchnerpreis in Sicht. Und die Literaturwissenschaft geht immer noch verhalten und skeptisch mit der studierten Schriftstellerin (Leipzig) und promovierten Juristin (Saarbrücken) um. Wurde der Debutroman, Adler und Engel, zum Teil noch wegen seiner überbordenden Metaphorik gerügt, bemängelt die Kritik späterhin die eher eingeschränkten sprachlichen Mittel und fehlende Tiefe. Neujahr, ihr zweitjüngster (recht knapper) Roman, verfügt allerdings über eine komplexe Erzähl- und insbesondere Zeitstruktur. Dennoch: Sprache wird nicht primär problematisiert; sie wird nicht selbstreflexiv nach ihren Möglichkeiten und Grenzen befragt, sondern schlicht verwendet. Die Themen und die Plotkonstruktionen stehen im Vordergrund. Immer wieder finden sich apokalyptische Szenerien: als Zeitdiagnose (Spieltrieb) oder Vorausdeutung (wie in Corpus Delicti). Komplexe Theoreme etwa der Physik (Schilf) bricht die Autorin herunter auf das Genre des Kriminalromans. Die Schlussbilder ihrer Narrationen geraten dabei häufig zu surreal überzogenen Exzessen, welche die vorigen (typologischen) Psychologisierungen unterlaufen oder konterkarieren. Im letzten Roman, Über Menschen, ist das freilich anders. Hier steht die Empathie mit dem ‚Dorfnazi‘ quer zu den Erwartungshaltungen der Figuren.
Das Seminar möchte dem besonderen, ja einzigartigen Rang Juli Zehs gerecht werden und diskutiert deshalb Einzelwerke, aber auch übergreifende Sachthemen – wie Überwachungsstaat und Demokratie (‚Gesundheitsdiktatur‘), Selbstoptimierung – und versucht Gesamtdeutungen der bisherigen Publikationen. Eine Rolle spielen auch die Inszenierung der Autorin im Netz und ihre Vermarktung im transmedialen literarischen Segment mit Hörbüchern, Hörspielen, Dramatisierungen ihrer Werke auf deutschen Bühnen und Verfilmungen.

Literaturangaben

• Literatur wird über den elektronischen Lernraum und einen UB-Handapparat zur Verfügung gestellt.
• In der UB ist zudem ein Medienapparat eingerichtet.

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23-GER-PLit2 Gegenwartsliteratur und Medien Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) Studienleistung
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Veranstaltung 2 Studienleistung
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23-GER-PLit2_a Literatur in der Gegenwart: Kultur, Medien, Digitalität Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) Studienleistung
benotete Prüfungsleistung
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Veranstaltung 2 Studienleistung
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Reichweite:
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Hinweise:
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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Dienstag, 26. Oktober 2021 
Letzte Änderung Zeiten:
Dienstag, 1. März 2022 
Letzte Änderung Räume:
Dienstag, 1. März 2022 
Art(en) / SWS
BS / 2
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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314932926