Die Lehrveranstaltung eröffnet eine interdisziplinäre Veranstaltungsreihe, die als Teil des Individuellen Ergänzungsbereichs jedes Wintersemester ein neues Oberthema (wie ‚Entscheiden’, ‚Information’, ‚Zufall’ u.a.) anbietet, das den übergreifenden Wissensgebieten der Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften angehört. Das Seminar beinhaltet die Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte der teilnehmenden Disziplinen und soll eine Übersicht über unterschiedliche Wissensfelder und methodische Zugangsweisen vermitteln, die es erlauben, das eigene Fach in den Kontext anderer Fächer zu stellen und mit den Augen anderer Fächer zu sehen.
Im ersten Semester wird sich das Seminar mit dem Thema ‚Entscheiden’ befassen. Im Einzelnen sollen dabei folgende, disziplinenübergreifend zu verhandelnde Themengebiete im Zentrum stehen: Aus der Sicht der Biologie (Reinhold) ist grundsätzlich die Frage zu stellen, wer Entscheidungen trifft (Zellbestandteile, Zellen, Individuen, Tiergruppen), inwiefern sie von anderen Vorgängen abzugrenzen sind und wie man sie erkennen kann; zudem werden Fragen behandelt, die Ursachen, Zeitpunkte und Unterschiede von Entscheidungsprozessen betreffen. Die (mathematische) Wirtschaftstheorie (Herzberg) fokussiert hingegen insbesondere die Spannung zwischen normativen Beschreibungen der Entscheidungsbildung im Kontext der Wahrscheinlichkeits- und der Erwartungsnutzentheorie einerseits und kritischen Positionen andererseits. Letztere fordern die Berücksichtigung kognitiver Beschränkungen, Unsicherheiten zweiter Ordnung oder besonderer Situationen, in denen menschliche Entscheidungen den Rationalitätsannahmen der genannten Theorien zuwiderlaufen. Die Physik (Blanchard) wird sich näherhin mit der Verbindung von Informations- und Wahrscheinlichkeitstheorie befassen, wobei letztere in ihrem Bezug zu unserem Alltagsleben fokussiert wird und beide Theorieansätze im Zusammenhang mit ihren quantenmechanischen Erweiterungen im Hinblick auf den ersten Durchbruch einer „Quantenentscheidungstheorie“ befragt werden sollen. Aus der Perspektive der biologischen Kybernetik (Cruse) werden Fragen zur Entscheidungsfindung ausgehend von einer Einführung in methodische Aspekte der Simulation einfacher Gehirne auf der Basis künstlicher neuronaler Netze gestellt; dabei soll ein Simulationsansatz zur Beschreibung eines Experiments erarbeitet werden, in dem es um die Frage geht, wie ich über die zeitliche Reihenfolge verschiedener, aber zum Teil sich wiederholender Verhaltensweisen entscheide. Komplementär dazu lokalisiert die theoretische Informatik bzw. Robotik (Hammer) Entscheidungsprozesse im Zentrum von Aktionsketten, die die Art der Entscheidung bedingen, die ein Roboter treffen muss, um sein Ziel zu erreichen. Als Methode der Wahl erscheint dabei das Reinforcement-Lernen, dessen Prinzipien in einfachen Spielen erprobt werden sollen, das aber zugleich auch in seinen Beschränkungen im Hinblick auf die Praxis zu diskutieren sein wird. In den Literatur- und Kulturwissenschaften (Kramer) werden Entscheidungsprozesse schließlich insbesondere im Kontext der Akteur-Netzwerk-Theorie verhandelt, die den Geltungsbereich unterschiedlicher Kulturtechniken und kultureller Praktiken ebenfalls im Rahmen komplexer Operationsketten situiert, welche sowohl menschliche als auch nicht-menschliche Akteure einbeziehen. Konkret sollen Verbindungen, aber auch signifikante Abgrenzungen zwischen Entscheidungsprozessen und Handlungsformen unterschiedlicher (technischer, humaner) Akteure im Hinblick auf ihre kulturpragmatischen Auswirkungen sondiert werden.
Die Lehrveranstaltung wird durch eine (zweitägige) Konferenz im ZiF zum Ende des Semesters abgeschlossen, deren Vorbereitung und Durchführung von den Studierenden (mit Unterstützung der Lehrenden) geleistet werden soll. Die Tagung findet am 2.2. und 3.2.2015 jeweils von 9-17 Uhr statt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-IndErg-IWP Integrative Wissensperspektiven | Integrative Wissensperspektiven | Studieninformation | |
Integrative Wissensperspektiven: Tagung | unbenotete Prüfungsleistung
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Studieninformation | |
31-M-Micro3 Microeconomics 3 | Microeconomics 3 | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Literaturwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | |||||
Philosophie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | |||||
Philosophie (Gym/Ge als zweites U-Fach) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | ||||||
Philosophie (Gym/Ge fortgesetzt) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | ||||||
Philosophie (HR) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) |
Folgende Leistungspunkte werden in dem Seminar vergeben:
- Seminarteilnahme: 3 LP
- Teilnahme an der Tagung: 5 LP
- Referat mit Ausarbeitung: 2 LP