An die DDR, diesen verschwundenen Staat, der in der größeren BRD aufgegangen ist, werden sich künftige Generationen möglicherweise primär über Spielfilme erinnern, selbst wenn manche ihn als Teil ihrer Biografie erlebt haben. Fiktionale Bildmedien bieten eine spezifische Form der Aufarbeitung. Die Prägekraft von (Spiel-)Filmhand¬lungen übersteigt den Gehalt der Nachrichten, die mit dem Tagesgeschäft verschwinden, um ein Vielfaches, ja sie verdrängt sogar die eigene Erfahrung. Im Kontext kollektiver Erinnerungsprozesse übernehmen Fiktionen, die Zeitgeschichte narrativ aufgreifen, wichtige kulturelle Funktionen, auch und sogar dann, wenn realweltliches Geschehen im Zuge einer Aufbereitung für breite Zuschauerinnen- und Zuschauerkreise verdichtet und zugespitzt wird. Die von entsprechenden Erzählungen tradierten Motive und Themen sind oftmals diskursbestimmend, wenn über die ehemalige Deutsche Demokratische Republik gesprochen und geschrieben wird – unabhängig davon, wie nah oder fern sie sich tatsächlich an der Historie messen lassen können.
Der Film als Medium tritt, wie der Bote in der Teichoskopie, als Vermittler zum unmittelbar Erlebten auf. Er deutet uns die Geschehnisse, die immer mehr entrücken, und gibt, durch die Mauerschau, ein dennoch plastisches Bild, welches das Angelesene und Gehörte – sowie das peripher Gesehene – für die Vorstellungskraft ergänzt oder gar ersetzt. Anders als auf dem Theater haben wir in der Ringvorlesung die Gelegenheit, von beiden Seiten über die Mauer zu schauen. Wir sehen Selbstbilder einerseits – viele wichtige Produktionen der DEFA, dem Filmunternehmen des ‹Unrechtsstaates› – und Rückblicke sowie Fremdbilder andererseits, die insbesondere nach der Wende inflationär zunehmen. In der Regel sind diese Zuschreibungen auf den Gegenstand selbst gerichtet, also die DDR in ihrem Alltag und gesellschaftlichen Gefüge. Aber es gibt auch einige Ausnahmen, etwa die Filme DIE MÖRDER SIND UNTER UNS, der noch vor die Staatsgründung fällt, oder DER UNTERTAN, der historisch weiter zurückreicht. Beide zeigen aber Grundpfeiler der neuen Ordnung bereits auf – und sei es im Verwerfen jener Muster, die man überwunden glaubt. DER SCHWEIGENDE STERN ist, wie jeder Science-Fiction-Film, mehr ein Spiegel der Gesellschaft, in der er entsteht, als glaubhafte Projektion in die Zukunft. JAKOB DER LÜGNER, der einzige Film der DDR, der jemals für den Auslands-Oscar nominiert wurde, greift ebenfalls in die Vergangenheit zurück, um die Frage von Schuld und Verantwortung im Kontext der Shoah zu diskutieren: jenseits des staatlich verordneten Antifaschismus.
Andere, neuere Filme wie DIE STILLE NACH DEM SCHUSS, DIE UNBERÜHRBARE, HALBE TREPPE oder BARBARA, thematisieren das Politische der DDR eher unterschwellig, am Rande; anders als etwa die großen Erfolge wie GOOD BYE, LENIN! oder DAS LEBEN DER ANDEREN, die, als Komödie einerseits und als Tragödie andererseits, eine Gesamtdeutung der DDR versuchen. Die DDR als Film soll jeweils als Angebot der Sinnkonstruktion aufgefasst und beschrieben werden – ohne formalästhetische Fragen darüber zu vernachlässigen. Die Einzelfilmanalysen stehen im Zentrum, können aber auch kontextuell erweitert werden – durch Genrebezüge oder Rekurse auf andere Filme derselben oder ästhetisch verwandter Regisseure. Neben diesen Analysen geht es immer wieder um die Debatten, die über Sinn und Zweck nationaler Identität, gerade im geteilten Deutschland, geführt wurden.
Die Konzeption der Ringvorlesung ist eine Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal.
Keine Vorkenntnisse erforderlich. Allgemein offene Ringvorlesung.
Literatur wird über den elektronischen Lernraum und einen UB-Handapparat zur Verfügung gestellt.
In der UB befindet sich zudem ein Medienapparat.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-GER-PLit2 Gegenwartsliteratur und Medien | Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) | Studienleistung
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Veranstaltung 2 | Studienleistung
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23-LIT-M-LitAM1 Aufbau-Modul I: Historische und systematische Aspekte der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft | Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation |
23-LIT-M-LitGM2 Grundlagenmodul 2: Vergleichende Literaturwissenschaft/Literaturgeschichte | Europäische Literaturgeschichte I | Studieninformation | |
23-LIT-M-LitINT Intensivierung | Aufbaumodul Lehrveranstaltung 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Aufbaumodul Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
Aufbaumodul Lehrveranstaltung 3 | Studienleistung
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Studieninformation | |
Profilmodul Lehrveranstaltung 1 | Studienleistung
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Profilmodul Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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23-LIT-M-LitPM2 Profilmodul II: Literatur, Kultur, Wissen | Lehrveranstaltung 1 | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
23-LIT-M-LitPM3 Profilmodul III: Literatur und Medien | Lehrveranstaltung 1 | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
23-LIT-M-MGS-wp Wahlpflichtmodul Literaturwissenschaft | Lehrveranstaltung 1 | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
23-MeWi-HM1 Medien, Sprache und Kultur | Lehrveranstaltung I | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung II | Studienleistung
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Studieninformation | |
Lehrveranstaltung III | Studienleistung
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Studieninformation | |
Lehrveranstaltung IV | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2G | |||||
Studieren ab 50 |
Die Studienleistung wird in Form eines Gruppenprotokolls erbracht.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: