220069 Zum Textilen in der Kunst der Vormoderne (V+Ü) (SoSe 2018)

Seit einigen Jahren erfreut sich das Medium des Textilen in der bild- und kunsthistorischen Forschung großer Beliebtheit. Die großen Ausstellungen der letzten Jahre haben den Blick vornehmlich auf die textile Kunst der Moderne und der Gegenwart gerichtet, aber auch für die Vormoderne ist ein wachsendes Interesse zu verzeichnen. Nachdem in der Textilforschung lange Zeit Fragen die Konservierung, die Deutung von Bildprogrammen und die stilgeschichtlichen Einordnung im Vordergrund standen, rücken nun Fragen nach der spezifischen Medialität und den Möglichkeiten, die dem Textilen im Rahmen anderer Medien wie Tafelbild, Buch und Text zukommen, stärker in den Fokus. Was geschieht, wenn Buch und Textil sich in den Praktiken des Verhüllens und Enthüllens treffen, oder die zwangsläufig immer auch taktile Qualität textiler Dinge ins Bild wandert? Und welche Bedeutung ist dem Umstand beizumessen, dass Linie und Faden etymologisch denselben Ursprung haben? Das Seminar wird diesen Fragen anhand eines weitgespannten Spektrums textiler Gegenstände nachgehen: Unsere Untersuchungen umfassen Gebetszelte, Teppiche, Vorhänge, Mäntel, Beutelbücher u.ä. aus dem 14.-17. Jahrhundert.

Literaturangaben

David Ganz, Buch-Gewänder, Prachteinbände im Mittelalter, Berlin 2015
Kate Rudy, Barbara Baert (Hg.), Weaving, Veiling and Dressing Brepols 2007,
Textile Studies, Band 1-9, Edition Imorde, Berlin 2010 bis 2018