Die soziologische Systemtheorie ist bekanntlich eine komplexe und anspruchsvolle Theorie - aber gerade deshalb laut ihrer Anhänger besonders leistungsfähig und einleuchtend. Luhmann hat immer die Notwendigkeit betont, einen klaren Problembezug zu haben, d.h. die Theorie an Fragen anzuwenden, die für die Beobachtung der Gesellschaft und ihrer Reflexion relevant sind. Ziel der Systemtheorie ist, „unplausible Evidenzen“ zu produzieren, also unwahrscheinliche Einsichten, die starke theoretische Mittel erfordern aber einmal erreicht absolut überzeugend sind.
Für diesen Zweck ist eine eingeübte Praxis in der Anwendung der Begriffe und in der soziologischen Diskussion erforderlich – die aber oft von der Komplexität der Theoriekonstruktion erschwert wird. Der Reichtum an internen Referenzen und an Grundbegriffen kann eine Art Scheu oder fast Ehrfurcht hervorrufen, oder auch nur den Eindruck, nicht zu verstehen, worauf die Theorie hinaus will. Diese Hemmungen in der Anwendung der Systemtheorie sollen durch das Diskussionsseminar aufgehoben werden. Die Kompetenz im Umgang mit der Systemtheorie wird nicht nur durch abstrakte Reflexion gewonnen, sondern auch durch Verwendung der Begriffe in der Beschreibung der sozialen Wirklichkeit - welche ihrerseits auch die Vertrautheit in der Handhabung der theoretischen Mittel als Folge hat.
Die Übung beabsichtigt, diese Einstellung zu praktizieren. Sie wendet sich sowohl an Studierende, die mit Luhmanns Ansatz vertraut sind, als auch an Studierende, die ihn weniger kennen oder mit anderen theoretischen Mitteln arbeiten. In jeder Sitzung wird ein Schlüsselbegriff der Systemtheorie in Betracht gezogen und auf konkrete Fälle der soziologischen Analyse angewendet - in einer Diskussion, die die Beteiligung aller Teilnehmer vorsieht.
1. Kommunikation
Niklas Luhmann, Einführung in die Systemtheorie. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag, S.288-314.
Niklas Luhmann, „Was ist Kommunikation?“, in Soziologische Aufklärung 6. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 1995, S.109-120.
“Kommunikation”, in: Claudio Baraldi, Giancarlo Corsi, Elena Esposito, GLU. Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997, S. 89-93.
2. Systembegriff – Autopoiesis und strukturelle Kopplung
Niklas Luhmann, Soziale Systeme. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1984, S. 30-70
Niklas Luhmann, „Probleme mit operativer Schließung“, in Soziologische Aufklärung 6. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 1995, S.13-25.
“Autopoiesis”, in: Claudio Baraldi, Giancarlo Corsi, Elena Esposito, GLU. Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997, S. 29-33.
3. Beobachtung zweiter Ordnung
Niklas Luhmann, Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1990, S. 68-121
Niklas Luhmann, „Ich sehe das, was Du nicht siehst“, in Ders., Soziologische Aufklärung 5. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1990, S. 228-234.
“Operation/Beobachtung”, in: Claudio Baraldi, Giancarlo Corsi, Elena Esposito, GLU. Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997, S. 123-128.
4. Kommunikationsmedien
Niklas Luhmann, Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997, Kapitel 2.
„Sprache“, “Verbreitungsmedien” und “Symbolisch generalisierte Kommunilationsmedien”, in: Claudio Baraldi, Giancarlo Corsi, Elena Esposito, GLU. Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997, S. 180-184, 199-202 und 189-195.
5. Gesellschaftsdifferenzierung
Niklas Luhmann, Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997, S. 595-788.
“Gesellschaftsdifferenzierung”, in: Claudio Baraldi, Giancarlo Corsi, Elena Esposito, GLU. Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997, S. 65-71.
6. Risiko
Niklas Luhmann, Soziologie des Risikos. Berlin-New York: de Gruyter, 1991, S. 9-40
“Risiko/Gefahr”, in: Claudio Baraldi, Giancarlo Corsi, Elena Esposito, GLU. Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1997, S. 160-162.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M2a Soziologische Theorie a | Seminar 1 | Studienleistung
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Seminar 2 | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M2b Soziologische Theorie b | Seminar 1 | Studienleistung
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Seminar 2 | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M2c Soziologische Theorie c | Seminar 1 | Studienleistung
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Seminar 2 | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
Die Lektüre der angegeben Texte wird jeweils vorausgesetzt. Die Teilnehmer sind eingeladen, ein Referat vorzubereiten und die Leiterin für die Gesamtplanung der Sitzungen im Vorfeld zu kontaktieren. Die Übung findet als Block in drei Tagen statt, mit jeweils dreistündigen Sitzungen am Vormittag und am Nachmittag.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: