300087 Genozid und Organisation: Empirische Einsichten. (S) (WiSe 2012/2013)

Inhalt, Kommentar

Genozid und Organisation

14.00 bis 18.00 Uhr
14-16 Uhr: Empirische Einsichten
16-18 Uhr: Theoretische Perspektiven

Gegebenenfalls - bei Vorträgen Externer - kann das Seminar länger dauern.
Selbstorganisierte Arbeitsgruppen finden teilweise auch im Zeitraum von 12-14 Uhr statt.

Geöffnet für:

Master Soziologie: Modul 2.1., 2.2., 2.3., 6.1., 6.2.6.3.

Master Politische Kommunikation

Diplom-Soziologie

Wegen des Archivbesuchs ist die Teilnehmerzahl auf 20 begrenzt.

Vor über zehn Jahren tobte im deutschen Feuilleton eine heftige Debatte, wie das Verhalten der Täter während der nationalsozialistischen Massenmorde an der jüdischen Bevölkerung erklärt werden könnte. Während unter dem Begriff „ganz normale Männer“ Autoren wie Christopher Browning darauf verwiesen, dass die Täter vielfach ganz normale Personen waren, die erst durch die Rahmenbedingungen zu Tätern wurden, rekurrierte besonders Daniel Goldhagen mit dem Begriff der „ganz normalen Deutschen“ darauf, dass der Massenmord nur durch den bei Deutschen kulturell angelegten „eliminatorischen Antisemitismus“ erklärt werden könne.

Der Beitrag der Organisationssoziologie zu dieser Debatte – und zur Erklärung des Genozids generell – ist minimal gewesen. Dieses Seminar sucht nach theoretischen und empirischen Zugängen zum Holocaust. Dabei werden – in Anlehnung an die Arbeit von Daniel Goldhagen - drei empirische Zugänge gewählt:
(1) Die Massenerschießungen und Deportationen besonders durch das Hamburger Polizeibataillon 101 im Rahmen der Aktion Reinhard im Generalgouvernement (Distrikt Lublin),
(2) Die Rolle des Arbeits-, Durchgangs- und Vernichtungslagers in Majdanek (KL Lublin),
(3) Die Tötung durch vorrangig aus nicht-deutschen Hilfswilligen zusammengesetzte Polizeieinheiten.

Wichtig: Teil des Seminars sind mehrere mehrtägige empirische Forschungsfahrten. Diese führen entweder …

  • In das Staatsarchiv Hamburg, Kattunbleiche 19, 22041 Hamburg (Strafverfahren gegen die Herren Hoffmann, Wohlauf und andere, Archivnummer 0021-000 -) (Verfahren gegen angehörige des Polizeibataillon 101)
  • In das Staatsarchiv Münster (Strafverfahren gegen Hackmann und neun andere Angeklagte, 130 (24) Js 200/62 (Z) (Verfahren gegen Angehörige des Konzentrationslagers Lublin/Majdanek))
  • In das Archiv Majdanek, in das Staatsarchiv Lublin und das Archiv des PMI Lublin (dieser Besuch findet vermutlich auf individueller Basis statt).

Diese „Reisen“ werden von den Studierenden selbst organisiert werden. Eine teilweise Finanzierung aus Fakultätsmitteln wurde beantragt, aber ein Teil der Reise- und Unterbringungskosten muss von den Studierenden selbst getragen werden.

Wichtig: Folgende Bücher sollten von den Studierenden vorher besorgt werden und die entsprechenden Aspekte über das Polizeibataillon bis zur dritten Sitzung vorbereitet werden (die Bücher sind nicht im Reader):

Browning, Christopher R. (2005): Ganz normale Männer. Das Reserve‑Polizeibataillon 101 und die "Endlösung" in Polen. Mit einem neuen Nachwort. 6. Aufl. Reinbek: Rowohlt (ist als Taschenbuch erhältlich, handelt komplett vom Polizeibataillon 101).

Goldhagen, Daniel Jonah (1996): Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust. Berlin: Siedler (das Buch ist als Taschenbuch erhältlich und gebraucht sehr günstig zu bekommen, hier sind nur einige Abschnitte bezüglich des Polizeibataillons 101 relevant).

Als organisationssoziologische Grundlage wird herangezogen und vorausgesetzt:

Kühl, Stefan (2011): Organisationen eine sehr kurze Einführung (VS-Verlag)

Zu den Besonderheiten des Seminars:

Es lassen sich drei Typen von Seminaren auseinanderhalten: Erstens :Seminare, die vorrangig durch den Dozenten stark kondensiert Überblicke über ein Thema liefern (z.B. die Einführungen in die Soziologie oder die Einführungen in die Organisationssoziologie). Zweitens: Veranstaltungen, in denen kondensiertes und häufig durch den Dozenten aufbereitetes Wissen auf eine Vielzahl von Themen angewandt wird (z.B. die themenspezifischen Seminare). Drittens: Veranstaltungen, in denen Themen neu erschlossen werden und auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Theorieelementen zurückgegriffen wird. Um ein solches Seminar handelt es sich in diesem Fall.

Wegen des hohen Forschungsanteils wird das Seminar insgesamt sehr arbeitsintensiv werden (ungefähr 8 bis 10 Stunden Vorbereitungszeit pro Sitzung), und es wird dringend dazu geraten, nicht allzu viele zusätzliche Seminare in dem Semester zu belegen. Auch wenn am Ende die Studierenden ihre Arbeiten selbst verfassen, ist in diesem Seminar eine enge Kooperation zwischen den Studierenden notwendig (Austausch von Quellenfunden, Abfassen kurzer Berichte, Erschließung von Sekundärliteratur). Weil diese Seminare stark experimentell sind, sind sie erfahrungsgemäß mit hoher Unsicherheit bezüglich des Ablaufs gekennzeichnet und erfordern von den Teilnehmern (und dem Veranstalter eine hohe Frustrationstoleranz).

Dieses Seminar greift bewusst soziologische Konzepte auf, die in den letzten beiden Semestern entwickelt wurden (z.B. Interaktion in Organisationen, Entscheidungsprämissen). Diese Inhalte werden nicht noch mal ausführlich vorgestellt, sondern auf ihre Anwendbarkeit hin überprüft.

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
30-M-Soz-M6a Organisationssoziologie a Seminar 1 Studienleistung
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Seminar 2 Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-M-Soz-M6b Organisationssoziologie b Seminar 1 Studienleistung
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Seminar 2 Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-M-Soz-M6c Organisationssoziologie c Seminar 1 Studienleistung
Studieninformation
Seminar 2 Studienleistung
Studieninformation
- benotete Prüfungsleistung Studieninformation

Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom (Einschreibung bis SoSe 2008) H.S.2; H.S.3   scheinfähig  
Politische Kommunikation / Master (Einschreibung bis SoSe 2013) 3.1 Wahl 3 (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich)  
Soziologie / Diplom (Einschreibung bis SoSe 2005) 2.2.3 (DPO02); 2.1.1 Wahl HS
Soziologie / Master (Einschreibung bis SoSe 2012) Modul 2.1 Wahl 3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  
Soziologie / Master (Einschreibung bis SoSe 2012) Modul 2.2 Wahl 3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  
Soziologie / Master (Einschreibung bis SoSe 2012) Modul 6.2 Wahl 3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  

Keine Konkretisierungen vorhanden
Kein Lernraum vorhanden
registrierte Anzahl: 22
Dies ist die Anzahl der Studierenden, die die Veranstaltung im Stundenplan gespeichert haben. In Klammern die Anzahl der über Gastaccounts angemeldeten Benutzer*innen.
Adresse:
WS2012_300087@ekvv.uni-bielefeld.de
Lehrende, ihre Sekretariate sowie für die Pflege der Veranstaltungsdaten zuständige Personen können über diese Adresse E-Mails an die Veranstaltungsteilnehmer*innen verschicken. WICHTIG: Sie müssen verschickte E-Mails jeweils freischalten. Warten Sie die Freischaltungs-E-Mail ab und folgen Sie den darin enthaltenen Hinweisen.
Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_31249464@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
9 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Dienstag, 22. Januar 2013 
Letzte Änderung Räume:
Dienstag, 22. Januar 2013 
Art(en) / SWS
S / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
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