220084 Wirtschaftskulturgeschichte der Bonner Republik (S) (WiSe 2016/2017)

Die Wirtschaftsgeschichte hat länger als andere Teildisziplinen des Fachs mit sich gerungen, kulturgeschichtliche Fragestellungen und Erklärungsansätze aufzugreifen und offensiv zu verfolgen. Auch heute noch ist bisweilen ein – je nach Standpunkt: bedauerlicher oder begrüßenswerter – Argwohn gegenüber manchen Spielarten ‚kulturalistischer‘ Forschung beobachtbar. Gleichwohl sind in den vergangenen Jahren zahlreiche spannende Studien entstanden, die unterschiedliche wirtschaftskulturelle Dimensionen beleuchten und etwa die Bedeutung institutioneller Arrangements und symbolischen Handelns oder die Folgewirkungen semantischer Kämpfe überzeugend vor Augen führen.

Im Seminar sollen am Beispiel der westdeutschen Wirtschaftsgeschichte nach 1945 verschiedene dieser Dimensionen diskutiert sowie Chancen und Grenzen der jeweiligen Ansätze ausgelotet werden. Die einzelnen Themenfelder sind breit gestreut und können im Detail durchaus auf die Interessen der SeminarteilnehmerInnen abgestimmt werden. Denkbare Untersuchungskomplexe wären unter anderem: Expertenkulturen, Sprache & Wirtschaft, Konsum & Werbung, (Konstruktion von) Wirtschaftskrisen oder Produktionsregime.

Literaturangaben

- Werner Abelshauser / David Gilgen / Andreas Leutzsch (Hg.), Kulturen der Weltwirtschaft, Göttingen 2012.
- Hartmut Berghoff / Jakob Vogel (Hg.), Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte. Dimensionen eines Perspektivenwechsels, Frankfurt a.M. 2004.
- Susanne Hilger / Achim Landwehr (Hg.), Wirtschaft – Kultur – Geschichte. Positionen und Perspektiven, Stuttgart 2011.
- Inga Klein / Sonja Windmüller (Hg.), Kultur der Ökonomie. Zur Materialität und Performanz des Wirtschaftlichen, Bielefeld 2014.
- Tim Schanetzky, Die große Ernüchterung. Wirtschaftspolitik, Expertise und Gesellschaft in der Bundesrepublik 1966 bis 1982, Berlin 2007.
- Stefan Scholl, Begrenzte Abhängigkeit. 'Wirtschaft' und 'Politik' im 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 2015.