Sparta gehört zu den ‘klassischen’ Themen althistorischer Forschung und Lehre. Es ist ein vergleichsweise ‘kleiner’, begrenzter Gegenstand. Das macht ihn für ein Seminar geeignet: Das Quellenmaterial ist einigermaßen überschaubar; Studenten können also recht rasch eine Quellenkenntnis erwerben, die der von Spezialisten kaum nachsteht, und dann intensiv an den einzelnen Problemen arbeiten. Zudem schließt die Beschäftigung mit Sparta verschiedene Gebiete ein: Landeskunde, Verfassungs- und Sozialgeschichte, klassische Kriegs- und Politikgeschichte, aber auch Geschlechter- und Familienverhältnisse. In den großen Linien der griechischen Geschichte spielte Sparta vom 7. bis ins 4. Jahrhundert v.Chr. eine maßgebliche Rolle, und auch danach gab es immer wieder Versuche, an die alte Größe anzuknüpfen – bis Sparta in der römischen Kaiserzeit ein Ziel von Touristen wurde.
Im Grundkurs liegt der Beschäftigung mit Sparta in einer Sitzung das Phänomen der bereits in der Antike einsetzenden Mythisierung Spartas zugrunde, also seiner Überhöhung und Benutzung für eigene Ziele und Zwecke des Rezipienten. Das wird auch in diesem Seminar eine Rolle spielen und vertieft werden, wobei sich der Bogen von Xenophon und Plutarch über Friedrich Schiller bis zu Zack Snyders „300“ spannen lässt. Wer sich für historische Konzepte von Erziehung interessiert, wird in der Sparta-Rezeption von J.J. Rousseau bis hin zu Nationalsozialismus ebenfalls reichen Stoff finden.
Im Mittelpunkt wird jedoch der Versuch stehen, durch genaues Studium der Quellen möglichst nah an triftig fundierte Aussagen über historische Wirklichkeiten des antiken Sparta zu kommen; dabei steht die Leitfrage im Zentrum, wie „normal“ oder „exzeptionell“ Sparta im Rahmen der griechischen Poleis in archaischer und klassischer Zeit war – jenseits von allen Stilisierungen zum Gegenmodell zu Athen, als das sowohl der thukydideischen Perikles als auch die Kritiker der Demokratie die Polis am Eurotas sehen wollten. Ferner geht es um den Zusammenhang von politischem System und Außenpolitik. Für beides bilden Herodot, Thukydides, Xenophon und Diodor die wichtigsten Zeugnisse. Spannend, aber auch sperrig sind die Überreste spartanischer Lyrik aus archaischer Zeit (Tyrtaios, Alkman), einer Epoche, als Sparta auch noch maßgeblich zur materiellen Kultur Griechenland beitrug.
Das Thema Sparta wirft schließlich grundlegende Probleme (meta-)historischer Reflexion auf, etwa Zeitlichkeit, (Dis-)Kontinuität und ‘Größe’. Diese Reflexion beginnt mit Thukydides (1,10): „Denn wenn Sparta verödete und nur die Tempel und Grundmauern der Bauten blieben, würden gewiß die Spätern nach Verlauf langer Zeit voller Unglauben seine Macht im Vergleich zu seinem Ruhm bezweifeln – und doch haben die Spartaner vom Peloponnes zwei Fünftel zu eigen und sind die Vormacht des Ganzen und vieler Verbündeter außerhalb.“
Das Modul ist als integrierte vierstündige Lehrveranstaltung konzipiert! Das Seminar „Sparta - Modellpolis oder Sonderweg?“ und die Historische Orientierung „Sparta im Kontext der griechischen Geschichte“ (220081) bilden einen Block und müssen beide regelmäßig besucht werden. Wegen der integrierten Planung wird es für Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die nur eine der beiden Veranstaltungen besuchen, unmöglich sein, dem Fortschreiten in der Erarbeitung und im Kompetenzerwerb zu folgen. Auf Fragen und Probleme, die sich aus dem Versäumen von einzelnen Sitzungen oder einer ganzen Hälfte des Moduls ergeben, wird keine Rücksicht genommen werden können!
Das Modul ist sequentiell in (flexible) Teile gegliedert: Zunächst werde ich in Vorlesungsform einen einführenden Überblick geben; dann lesen wir gemeinsam ausgewählte Texte (antike Quellen; Forschungsliteratur in deutscher und englischer Spra¬che). Den dritten Abschnitt machen die Präsentationen der Teilnehmer aus (keine Referate im üblichen Sinn!).
Erfolgreich abgeschlossenes Grundmodul Antike
Quellensammlung zum Einlesen: Matthew Dillon, Lynda Garland (eds.), Ancient Greece. Social and Historical Documents from Archaic Times to the Death of Alexander the Great, Third Edi¬tion, London 2010 (digital im Lernraum!), dort im Register s.v. Sparta. – Literatur (von der Einführung zu komplexeren Studien): Ernst Baltrusch, Sparta. Geschichte, Gesellschaft, Kultur (Beck Wissen), München 2. Aufl. 2003; Karl-Wilhelm Welwei, Sparta. Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht, Stuttgart 2004; Karl Christ (Hg.), Sparta (Wege der Forschung Bd. 622), Darmstadt 1986; Mischa Meier, Aristokraten und Damoden. Untersuchungen zur inneren Entwicklung Spartas im 7. Jahrhundert v.Chr. und zur politischen Funktion der Dichtung des Tyrtaios, Stuttgart 1998; Stefan Link, Der Kosmos Sparta. Recht und Sitte in Klassischer Zeit, Darmstadt 1994; Paul Cartledge, Agesilaos and the Crisis of Sparta, London 1987.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-3.1 Hauptmodul Vormoderne
3.1.2 |
Seminar Vormoderne | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-3.8 Wahlfreies Hauptmodul
3.1.2 |
Seminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | 3.1.2 | 8 |
Im Seminar: Präsentation mit Quellenpapier/Tischvorlage; schriftliche Hausarbeit im Umfang von 40.000-50.000 Zeichen (= 20-25 Seiten); s. Modulhandbuch.
In der Historischen Orientierung: Zwei größere Studienleistungen (1. Erarbeitung eines wiss. Aufsatzes mit Tischvorlage; 2. Kritisches Referat einer Monographie oder eines Sammelbandes mit Tischvorlage).
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: