220016 Das Ge-Stell der Bilder (V+Ü) (WiSe 2017/2018)

Im Museum scheinen die Dinge unter sich zu sein. Und gerade dadurch ist die Möglichkeit gegeben, ein Bild „vor Ort“ und „im Original“ in Augenschein zu nehmen und zu untersuchen. So sehr dies der Idealfall einer kunsthistorischen Herangehensweise sein mag, so darf dies doch nicht darüber hinweg täuschen, dass das Museum eine von vielen historischen Dispositiven („Ge-Stellen“) ist, die darüber mitbestimmen, was uns überhaupt als Bild entgegenkommt. Schon die Erfindung des Kupferstichs und des Buchdrucks und die damit gegebenen Möglichkeit drucktechnisch genaue Reproduktionen herzustellen stellte ein konkurrierendes Medium zu den Kulturtechniken des Ver-Sammelns und Ausstellens von Originalen bereit. Mit dem Film schließlich tritt ein ein weiteres Medium auf den Plan, das der Art und Weise wie Bilder in Museen ästhetisch und epistemisch definiert erscheinen konkurrierende Logiken gegenüberstellt. Die Vorlesung geht an ausgewählten – vor allem filmischen - Beispielen der Frage nach, wie das kulturtechnische bzw. technisch-mediale „Stellen“ der Bilder unsere Sicht auf Bilder bestimmt und prägt. Wird die Malerei eines van Gogh verraten, wenn Alain Resnais in seinem filmischen Essay die Räume der gemalten Bilder der filmischen Struktur von Schuß und Gegenschuß überläßt? „Wann“ ist ein Bild das Bild, das wir meinen, wenn wir im Film seine Erschaffung miterleben? Erzeugt die massenhafte fotografische Reproduktion, wie Walter Benjamin fürchtete, tatsächlich einen Verlust der „Aura“ oder bläst sie diese nicht vielmehr auf, wie Felix Thürlemann behauptet? Anhand von historischen Fotografien und Filmmaterial soll diesen Fragen exemplarisch nachgegangen werden.