111 Jahre nach Einführung der Sozialversicherung durch Bismarck (1883) und 67 Jahre nach Einrichtung ihres bislang letzten Zweiges (der Arbeitslosenversicherung, 1927) wurde 1994 erneut auf dieses Prinzip der Organisation sozialer Sicherung zurückgegriffen und ein weiterer Zweig, die gesetzliche Pflegeversicherung, eingeführt. Dies ist ein historisch ungewöhnlicher Fall institutioneller Kontinuität.
Zugleich bricht die Pflegeversicherung in wichtigen Aspekten mit der deutschen Tradition der Sozialversicherung. Durch Öffnung der Leistungserbringung für private (kommerzielle) Anbieter sowie die Möglichkeit der Entlohnung von helfenden Familienmitgliedern ist die Pflegeversicherung zum Vorreiter einer "gemischten Wohlfahrtsproduktion", genauer: eines staatlich organisierten "Wohlfahrtsmixes", geworden. Die traditionelle Bedeutung ehrenamtlicher Hilfen in diesem Bereich verstärkt diesen Charakter. In der Pflegeversicherung bündeln sich zentrale Aspekte der derzeitigen Debatte zum Umbau des Sozialstaats: Privatisierung, neuer Wohlfahrtsmix, Abbau und neuer Ausbau, Wandel der Geschlechtsrollen, Wandel der Vorstellungen über soziale Gerechtigkeit und soziale Normen usw.
Die Veranstaltung führt in dieses neue soziale Sicherungssystem ein und behandelt die mit ihm verbundenen allgemeineren Probleme wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung. Hierzu gehören:
· Wohlfahrtspluralismus
· Steuerungs- und Implementationsprobleme in Multi-Akteurs-Systemen
· Konzepte der Pflegebedürftigkeit
· Der politische Prozeß: Kontroversen und Konfliktlinien bei der Entstehung des Pflegegesetzes
· Die "Auflösung der stillen Reserve des Sozialstaates" (Kaufmann) (unbezahlte weibliche Arbeitskraft)
· Die Pflegeversicherung im Wandel bzw. Umbau des Sozialstaates: Privatisierung, Vermarktlichung, regulative Steuerung, Abbau/Ausbau, Normwandel
Zeitschrift für Sozialreform, 46. Jahrgang (2000), Hefte 11 und 12
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mo | 12-14 | U3-211 |
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.3 | Wahlpflicht | HS | |||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I | A2; B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II | A2; B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie | Nebenfach | 2.4.8 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.4.8 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie (Nebenfach) / Magister | 2.4.8 | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie (2. Hauptfach) / Magister | 2.4.8 | Wahlpflicht | HS | ||||
Volkswirtschaftslehre / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | Soz4 | Wahlpflicht | HS |