Wie Gesellschaften ihr Zusammenleben regeln, wer das Sagen hat, wer über welche Rechte der Zugehörigkeit und Mitsprache verfügt (und wer nicht), wie Herrschaft legitimiert und ausgeübt wird, wie Macht verteilt ist, all das ist historisch veränderlich. Die hier aufgeworfenen Fragen beschreiben den Bereich des Politischen in einer weiten Arbeitsdefinition der neuen, sozial- und kulturgeschichtlich orientierten Politikgeschichte. Diese historisiert auch Annahmen, die die Politikgeschichte als Königsdisziplin der Geschichtswissenschaft seit dem 19. Jahrhundert geleitet hatten: der Staat, "die Männer und die Institutionen" machten die Politik (und die Geschichte, so Heinrich von Treitschke 1879 in seiner "Deutschen Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts"). Ein solch enger Politikbegriff übersah (und verbot) nicht nur das politische Handeln von Frauen, sondern ließ auch im Dunkeln, wie stark politische Ordnung von Geschlechterbildern geprägt und legitimiert wird.
Anhand exemplarischer Themen fragt der zweisemestrige Grundkurs nach dem Wandel des Zusammenhangs von Politik und Geschlecht vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Aus dieser problemorientierten Langzeitperspektive lernen Studienanfänger*innen übergreifende wie epochenspezifische Fragestellungen, Methoden und Arbeitsweisen der Geschichtswissenschaft kennen. Dazu gehören insbesondere die kritische Auswertung geschichtswissenschaftlicher Literatur, der sachgerechte Umgang mit historischen Quellen, Quellen- und Literaturrecherche, die Entwicklung einer eigenen Fragestellung und das Schreiben einer Hausarbeit. Die engagierte Teilnahme an diesem Kurs bildet die Grundlage für das erfolgreiche Studium in den Hauptmodulen. Das zweistündige Tutorium ist verpflichtender Bestandteil des Kurses.
Die Veranstaltung wird, abhängig von der Pandemie-Lage, weiterhin online oder zum Teil auch in Präsenz stattfinden.
Im Sommersemester ist eine eine mehrtägige Exkursion vorgesehen, die ebenfalls für alle Teilnehmer*innen verpflichtend ist. Termine und Ziele werden noch bekannt gegeben. Vermtlich werden wir angesichts der Corona-Pandemie ein oder zwei eintägige Exkursionen durchführen.
Fortsetzung des GK "Politische Ordnung und Geschlecht" aus dem WiSe 20/21. Keine neuen Teilnehmer*innen zugelassen.
American Historical Association (Hg.), Political History Today: Plural Perspectives on a Protean Creature (Perspectives on History, May 2011; https://www.historians.org/publications-and-directories/perspectives-on-history/may-2011-x42080).
Frevert, Ute, Neue Politikgeschichte: Konzepte und Herausforderungen, in: dies./ Heinz-Gerhard Haupt (Hg.), Neue Politikgeschichte. Perspektiven einer historischen Politikforschung, Frankfurt/ New York 2005, S.7-26.
Hausen, Karin, Die Polarisierung der „Geschlechtscharaktere“. Eine Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben, in: dies., Geschlechtergeschichte als Gesellschaftsgeschichte, Göttingen 2013 (https://www.vr-elibrary.de/doi/book/10.13109/9783666370250)
Kühne, Thomas, Staatspolitik, Frauenpolitik, Männerprolitik: Politikgeschichte als Geschlechtergeschichte, in: Hans Medick/ Anne-Charlott Trepp (Hg.), Geschlechtergeschichte und Allgemeine Geschichte. Herausforderungen und Perspektiven, Göttingen 1998, S. 171-231.
Scott, Joan W., Gender: A Useful Category of Historical Analysis, in: The American Historica Review 91 (1986) 5, S. 1053-1075 (online abrufbar).
Dies., Gender and the Politics of History, New York 1988.
Stollberg-Rilinger, Barbara, Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? Einleitung, in: dies. (Hg.), Was heißt Kulturgeschichte des Politischen?, Berlin 2005, S. 9-24 (https://elibrary.duncker-humblot.com/9783428518685).
Zur Einführung in die Propädeutik:
Friederike Neumann, Schreiben im Geschichtsstudium, Opladen/Toronto 2018. (als Ebook über die Universitätsbibliothek Bielefeld digital abrufbar mit VPN-Client)
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-1.2_b_ver1 Grundmodul Mittelalter/ Frühe Neuzeit - Moderne | Grundkurs Mittelalter/Frühe Neuzeit - Moderne | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschlechterforschung in der Lehre |
Prüfungsleistung: (laut Modulhandbuch): „Hausarbeit im Umfang von 10-15 Seiten […], in welcher die Studierenden nach intensiver Beratung durch die Lehrenden ihre Befähigung unter Beweis stellen, eine Fragestellung aus dem thematischen Umfeld des Grundkurses zu entwickeln und in schriftlicher Form zu entfalten."
Die Studienleistung besteht aus drei Teilen:
A) Vorstellung einer selbst recherchierten Quelle in Zweiergruppen in einer GK-Sitzung Zur Vorstellung der Quelle gehört es, ein Handout und einen Hintergrundtext zum Thema der Quelle zur Verfügung zu stellen.
Um die Beratung zu den Hausarbeiten (Prüfungsleistung) zu gewährleisten, ist es notwendig, dass Sie Folgendes einreichen:
B) Abgabe einer ersten Bibliographie zur geplanten Hausarbeit bis Mitte Juni 2021.
Günstig ist es, wenn das Thema Ihrer Hausarbeit mit der vorgestellten Quelle (siehe A) in Verbindung steht.
C) Abgabe eines Exposés und/oder einer Checkliste zur geplanten Hausarbeit (Das Exposé (die Checkliste informieren auf ca. anderthalb Seiten über Thema, punktuell auch bisherige Forschung, über Problemstellung, Untersuchungsgegenstand, verwendete Quelle(n), Fragestellung, Arbeitshypothese der geplanten Hausarbeit. Dazu gehört eine formal korrekte vorläufige Bibliographie und Gliederung) bis zum 21.007.2021.
Die regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit in Grundkurs und Tutorium bereiten auf diese Leistungen vor.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: