In seinem Buch über den Prozeß der Zivilisation (1939) zeichnet Elias ein ambivalentes Bild von der Entwicklung der menschlichen Gesellschaften in Europa. Nicht zuletzt vor dem düsteren Hintergrund seiner Zeit zeigt er die Kehrseite des Fortschritts, an den das 19. Jahrhundert noch vorbehaltlos geglaubt hat. So schreibt er eine Geschichte der sich verändernden Normen und der Disziplin vom Mittelalter bis in seine Gegenwart. Dabei geht es ihm um die historische Entwicklung der Persönlichkeitsstruktur, die er an der Schnittstelle von sozialen und psychologischen Faktoren verortet. Ob in Sachen Tischsitten, „Peinlichkeitsschwellen“, Sexualität oder Gewaltbereitschaft: unter Zuhilfenahme von Materialien wie Manierenbüchern und Ratgeberliteratur stellt er eine zunehmende Affektkontrolle fest, die mit der Ausdifferenzierung und Verfeinerung des gesellschaftlichen Lebens einhergehen. Immer mehr Bereiche des Alltagslebens würden tabuisiert und die Durchsetzung von Normen und Disziplin nach und nach einem immer stärker und machtvoller werdenden Über-Ich überantwortet.
Auch wenn wir sicherlich nicht überall mit Elias übereinstimmen werden, wollen wir in diesem Grundkurs seine inspirierende Darstellung nutzen, um die lange Zeitspanne vom frühen Mittelalter bis heute in den Blick zu nehmen, so daß wir die Jahrhunderte miteinander sprechen lassen können. Nicht die „Haupt- und Staatsaktionen“ werden uns dabei interessieren, sondern die Individuen ihrem sozialen Umfeld, in ihrem Alltagsleben und ihrer Alltagskultur. Damit ist auch schon vorweggenommen, daß wir die lange in der Forschung vertretene Auffassung von einer „Entstehung des Individuums“ mit der Neuzeit nicht teilen, vielmehr für einen offenen Individualitäts-Begriff plädieren, der Raum läßt für eine Konzeptualisierung von Entwicklungen und Veränderungen des Menschen selbst. Der Fokus auf „Norm und Disziplin“ ermöglicht es, sowohl empirische, als auch theoretische Aspekte in den Blick zu nehmen.
Da eine gleichmäßige Verteilung der Teilnehmer auf alle Grundkurse eines Teilgebietes (Antike, Mittelalter/Frühe Neuzeit usw.) für ein Gelingen der gemeinsamen Arbeit unabdingbar ist, findet in der Woche vor Beginn der Lehrveranstaltungen, also vom 5.10.-9.10.2009 sowie zusätzlich am 12.10.2009 in S 4-201, jeweils von 10-14 Uhr, intern ein schriftliches Anmelde- und Verteilungsverfahren statt. Für die Zulassung zu einem der Kurse ist allein die persönliche (!) Eintragung in die dort geführten Anmeldelisten relevant, nicht die unverbindliche Anwahl im ekVV! Näheres am Schwarzen Brett der Alten Geschichte (gegenüber von S 4-201).
Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. 2 Bde., 17. Auflage, Frankfurt am Main [1939] 1992.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mi | 12-15 | H9 | 14.10.2009-03.02.2010
nicht am: 30.12.09 / 06.01.10 |
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wöchentlich | Do | 18-20 | T2-233 | 14.10.2009-03.02.2010
nicht am: 24.12.09 / 31.12.09 |
Tutorium Anette Wolf |
wöchentlich | Fr | 12-14 | C01-142 | 16.10.2009-05.02.2010
nicht am: 25.12.09 / 01.01.10 |
Tutorium Jasmin vom Brocke |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Modul 1.3 | Wahlpflicht | 8 | scheinfähig | |
Geschichtswissenschaft (G) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Modul 1.3 | Wahlpflicht | 8 | scheinfähig | ||
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Modul 1.3 | Wahlpflicht | 8 | scheinfähig | ||
Geschichtswissenschaft (HR) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Modul 1.3 | Wahlpflicht | 8 | scheinfähig |