220031 Zu Tisch. Essen in der Kunst (S) (SoSe 2023)

„Das Auge isst mit“ lautet ein deutsches Sprichwort, dass die enge Verbindung von Essen und Visualität buchstäblich zusammenführt. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit Repräsentationen vom Essen in der Vormoderne und mit Texten, die diesem wesentlichen Bedürfnis und dieser alltäglichen Praxis Rechnung tragen. Während in der europäischen Philosophie das Essen lange als Akt der Nahrungsaufnahme dem Leib zugeordnet und damit als weniger betrachtenswert angesehen wurde, nahmen Darstellungen vom Essen in der Kunst in Stillleben, Genreszenen oder der Gebrauchsgrafik breiten Raum ein. Dies mag die eingangsangesprochene Visualität im Sprichwort zu bestätigen: Zu Tisch, es ist angerichtet.
Im Seminar werden wir uns sowohl mit alimentären Repräsentationen beschäftigen als auch mit verwandten Begriffen wie das (Un)Genießen sowie mit ästhetischen, ethischen, medizinischen, symbolischen, ökonomischen, sozialen, religiösen, kulturellen, geschlechtlichen, sexuellen und schichtenspezifischen Dispositiven, die sich gegenseitig beeinflussen, und Praktiken wie dem Fasten, Hungern oder Völlerei sowie der Gastfreundschaft. Auch Orte, Utensilien des Essens und Auswirkungen des Essens, beispielsweise wie Essen zur kulturellen Migration, Reise und Aneignung verführt, kommen in einzelnen Sitzungen zur Sprache.

Literaturangaben

Literatur zur Einführung
Leo Moulin (1989): Augenlust & Tafelfreuden. Essen und Trinken in Europa – Eine Kulturgeschichte, Steinhagen: Zabert Sandmann
Kikuki Kashiwagi-Wetzel, Anne Rose Meyer (2017): Theorien des Essens, Frankfurt a.M.: Suhrkamp