Nachdem die Geschichte der Jugendhilfe respektive der Heimerziehung lange Zeit ein eher randständiges Thema der sozialpädagogischen und historischen Forschung war, hat sich dies in den letzten Jahren und Monaten gründlich geändert. Seitdem der Journalist Peter Wensierski mit seinem Buch „Schläge im Namen des Herrn“ im Jahr 2006 erstmals in einer breiteren Öffentlichkeit auf das Schicksal von Kindern und Jugendlichen in Erziehungsheimen aufmerksam gemacht hat, vergeht kaum eine Woche, in der die bundesdeutsche Heimerziehung der 50er und 60er Jahre nicht in den Medien thematisiert und skandalisiert wird.
Zur medialen und publizistischen Präsenz des Themas hat zudem die Gründung von Interessengruppen ehemaliger „Heimkinder“ (bspw. der bundesweite Verein ehemaliger Heimkinder e.V.) beigetragen, die öffentlich auf ihr erlittenes Schicksal aufmerksam machen und mit Forderungen nach Entschädigung, Entschuldigung und Anerkennung des ihnen zugefügten Unrechts an die zuständigen Heimträger und Aufsichtsbehörden herangetreten sind.
Nicht zuletzt diesen Initiativen ist es zu verdanken, dass, wenngleich zögerlich, auch auf (fach-)politischer Ebene auf das Thema reagiert wurde. Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags hat sich seit 2006 in drei Anhörungen mit den Forderungen und der Kritik beschäftigt und im Februar 2009 konstituierte sich mit dem „Runden Tisch. Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren“ ein Gremium, das sich bis Ende 2010 mit der Thematik auseinandersetzen, Lösungsvorschläge erarbeiten und Handlungsempfehlungen geben soll.
Diese (fach)öffentliche Debatte soll daher im Rahmen des Seminars auf seine unterschiedlichen Dimensionen hin beleuchtet werden: im Konkreten also: die Sicht der ehemaligen AdressatInnen, die Ebene der Institutionen und deren Vorgaben, die Sicht des ehemaligen pädagogischen Personals sowie die Ebene der (sozial)politischen und gesellschaftlichen Diskussionen.
Hierbei sollen sowohl die damaligen Zustände selbst als auch die gegenwärtigen Reaktionen der (damals und heute) Verantwortlichen und die Stimme der ehemaligen Heimkinder in den Mittelpunkt gestellt und kritisch reflektiert werden.
Master of Arts: Voraussetzung ist die Zulassung zum Master of Arts Erziehungswissenschaft
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Erziehungswissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2011) | ME 1.2; ME 3.1; ME 4.1; ME 5.1 | |||||
Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | G.4.2; H.2.2 | scheinfähig | ||||
Studieren ab 50 |
Das Seminar ist im Stile einer Projektwerkstatt konzeptioniert, das sich insbesondere durch Zeitzeugengespräche wie auch Aktenanalysen, die von den Studierenden durchgeführt werden, auszeichnet.
Die Studierenden sollen im Verlauf des Seminars wie auch daran anschließend eine Ausstellung konzeptionieren und gestalten: Dafür ist einer detaillierte Recherche, Materialsichtung und –auswahl notwendig, wie auch deren medienadäquate Aufbereitung für ein fachöffentliches Publikum. In diesem Kontext kann auch ein Scheinerwerb der Studierenden erfolgen.
Dies bedarf nicht nur der Teilnahme, sondern einer aktiven, regelmäßigen und ernsthaften Teilhabe am Seminar.