Das Lehrangebot beinhaltet eine sowohl pädagogischpsychologische als auch eine soziologische Ausrichtung. Im Zentrum einer (selbst-)kritischen Betrachtung steht die Auseinandersetzung mit der Ambivalenz der Mensch-Tier-Beziehung. Dazu werden zunächst historische Aspekte der
Mensch-Tier-Beziehung nachvollzogen und exemplarisch gedeutet. Diese gründen insbesondere im Württembergischen
Pietismus und wurden mit dem Ansinnen der Prävention von Tierquälerei vornehmlich von Geistlichen und Pädagogen
getragen, geprägt von einer anthropozentrischen Haltung des Tierschutzes: „Wer grausam zu Tieren ist, der kann kein guter Mensch sein.“ Im 19. und 20. Jahrhundert bildete sich ein zunehmend von ethischen Vorstellungen geprägter Tierschutz heraus. Aus der Idee der Tierrechte hat sich mittlerweile eine soziale Bewegung etabliert. Diese ist keineswegs ein homogenes Gebilde sondern speist sich aus Phänomenen wie Protestkultur, Tierbefreiungen, Szene und Aktivismus, und auch der akademische Diskurs entdeckt zunehmend die gesellschaftliche Bedeutung einer Auseinandersetzung mit dem Tier.
Das Seminar bietet eine intensive Auseinandersetzung mit „Fällen“ wie sie in der qualitativen Forschung interdisziplinär im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen. Fallstudien eröffnen eine Schnittstelle z.B. zwischen Schul- und Jugendforschung, aber auch zwischen Soziologie, Psychologie und Pädagogik, zwischen Biographieforschung und Kulturwissenschaften. Anhand qualitativer Einzelfallstudien und Fallrekonstruktionen werden den Teilnehmern Ursachen und Erklärungsmuster von Tierquälerei im Jugendalter exemplarisch zugänglich gemacht. Eine ebenfalls qualitative Methodologie vermittelt den Teilnehmern einen Zugang zu biographischen Verläufen von vegan lebenden Musikern aus diversen musikorientierten Jugendszenen. Hier stehen hermeneutische Verfahren bei der Analyse narrativer Strukturen in der erzählten Biographie der Betreffenden im Vordergrund. Einen Anknüpfungspunkt bilden hier die britischen "Cultural Studies" und deren Auseinandersetzung mit der Populärkultur.
Als erstes Land in der EU hat Deutschland den Tierschutz ins Grundgesetz aufgenommen und damit zum Staatsziel
erhoben. Durch die Ergänzung der Worte "und die Tiere" in Artikel 20a GG erstreckt sich der Schutzauftrag seitdem auch
auf die Tiere. Dem ethischen Tierschutz wird damit Verfassungsrang verliehen. In der schulischen Praxis spiegelt sich
diese wesentliche Veränderung bislang kaum oder gar nicht spürbar wieder. Dies soll sich zukünftig ändern. Im Spektrum
von Klima-, Umwelt- und Naturschutz, Ökologie und Nachhaltigkeit, Gesundheitserziehung und
Verbraucherschutzbildung, sozialer und interkultureller Kompetenzentwicklung sowie tierethischer und allgemeiner
Wertorientierungen bietet das Projekt die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche für einen respektvollen Umgang sowohl mit der Tierwelt insgesamt als auch miteinander zu sensibilisieren. Tierschutz leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Gewaltprävention und zur Ausbildung von Verantwortung gegenüber Schwächeren. Werte werden für die Kinder somit an
konkreten Vorhaben und Handlungen erfahrbar gemacht und erweitern damit gleichzeitig ihren Horizont auf dem Weg zum Erwachsenenwerden. Tierschutz als Beitrag zur Nachhaltigkeit ist im November 2009 am Beispiel von "tierschutzlehrer.com - Die Tierschutzlehrer" als "Offizielles UN-Dekade-Projekt 2010/11 Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung" ausgezeichnet worden. Im Sinne von "Service Learning" - grob gesagt: einer Verknüpfung von akademischer Lehre mit einem ehrenamtlichen Engagement, am besten in einem berufsbezogenen Praxisfeld - soll das Seminar tierschutzbezogene Projekte im schulischen und außerschulischen Bereich als Beitrag zur Wertevermittlung und
Nachhaltigkeit in der Bildung anstoßen.
Interesse an qualitativer Sozialforschung, insbesondere Interviews und Fallarbeit/Fallrekonstruktion. Grundkenntnisse in Sozialisationstheorien und Entwicklungspsychologie.
Grundlagentexte und Literatur zur Vertiefung werden über einen
Semesterapparat zugänglich gemacht
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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einmalig | Mi | 13-14 | T2-233 | 28.04.2010 | |
einmalig | Sa | 10-18 | C0-106 | 29.05.2010 | |
einmalig | So | 10-18 | T2-213 | 30.05.2010 | |
Block | 10-18 | T2-213 | 26.-27.06.2010 | ||
einmalig | So | 10-18 | U2-200 | 18.07.2010 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Erziehungswissenschaft GHR / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2011) | MA.3.1.1; MA.3.1.2; MA.3.2.2; MA.5.2.2 | 3 | aktive Teilnahme | |||
Erziehungswissenschaft GymGe / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2011) | MG.3.1.1; MG.3.1.2; MG.3.2.2; MG.5.2.2 | 3 | aktive Teilnahme | |||
Erziehungswissenschaft (Kernfach) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kernfach | BE 8.1; BE 9.2; BE 10.1; BE 10.2 | 3 | aktive Teilnahme | ||
Erziehungswissenschaft (Nebenfach) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | M.3.1.1; M.3.1.2; M.3.2.2; M.5.2.2 | 3 | aktive Teilnahme | ||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | G.2.1; G.2.3; G.4.1 | scheinfähig |
Aktive Teilnahme und (1) Referat und Ausarbeitung oder (2)
Hausarbeit oder (3) Planung und Durchführung eines Praxisangebots mit Reflexionsbericht