300370 Essen anders organisieren – Prämissen und Probleme der Reorganisation industrialisierter Formen der Lebensmittelproduktion (LEH) (SoSe 2021)

Inhalt, Kommentar

Wenn wir etwas essen, können wir üblicherweise nicht sicher bestimmen,
woher die Bestandteile des betreffenden Gerichts stammen und wie es
seine Gestalt erhalten hat. Das hat einerseits damit zu tun, dass
Nahrungsmittel eine „kollektive Angelegenheit“ sind, wie Howard S.
Becker formulieren würde. Begriffen wir die einzelnen Produkte als
Spielfilme, dann wären die Abspanne, in denen die konkret Beteiligten
aufgezählt sind, mitunter recht lang. Andererseits ist der Verzehr von
Speisen und Getränken in einen soziohistorischen Erwartungskontext
eingebettet, der polit-ökonomisch wahlweise als „modern food system“
oder „global food system“ bezeichnet wird. Die Systematizität, wenn sie
denn zwingend als solche verstanden werden soll, besteht hier in einer
spezifischen Relationierung von Relationen: Das Naturverhältnis der
Beteiligten, d.h. die konkreten aktiven „Verwandlungen“ (Claude
Lévi-Strauss) „von der Kuh zur Milch“ oder „vom Schwein zur Wurst“, wie
es oft trivialisierend heißt, sind primär warenförmig gestaltet
(Kommodifizierung und Kommerzialisierung), ebenso wie die Verhältnisse
zwischen den Beteiligten und den einzelnen Transformationsschritten.
Diese 'relationalen Relationen' sind zugleich mit so einigen Trennungen
verbunden, u.a. zwischen Ernte bzw. Aufzucht und Weiterverarbeitung oder
den sozialen Orten der Produktion, des Konsums und der Entsorgung.

In der Lehrforschung befassen wir uns mit Organisationen, die
programmatisch gesehen das Selbstverständnis haben, Nahrungsmittel
anders zu gestalten als es vor dem konventionellen Erwartungshorizont
des globalen/modernen „Nahrungssystems“ üblich ist. Der Ausgangspunkt
sind fünf Forschungsfragen, die zunächst den Eintritt in das
Untersuchungsfeld orientieren sollen, um dann sukzessive
wissenschaftlichen Problemstellungen Platz zu machen, die von den
untersuchten Phänomenen selbst her gedacht sind:

(1) In welchem Sinne und in welcher Weise wenden sich die beforschten Organisationen gegen industrielle und konventionelle Formen der Lebensmittelproduktion?

(2) Was machen sie ‚anders‘?

(3) Welche Organisationsprobleme treten auf?

(4) Wie bearbeiten die beforschten Organisationen ‚ihre‘
Organisationsprobleme?

(5) Wie organisieren sie sich in formaler und informaler Hinsicht? (Stichwort „Entscheidungsprämissen“)

Die wesentliche Forschungsstrategie, mit der wir arbeiten werden, ist
die Fallstudie. Eine Auswahl der zu untersuchenden Fälle treffen wir
gemeinsam in den ersten Forschungssitzungen. Das Ziel ist, ein Sample zu
entwickeln, das in sich genug Variation aufweist und gleichzeitig in
zentralen Dimensionen kommensurabel ist.

Unsere gemeinsame Arbeit erstreckt sich über das Sommersemester 2021 und
das Wintersemester 2021/22. Die Teilnahme für nur ein Semester ist
leider nicht möglich, weil der gemeinsame Forschungsprozess auf zwölf
Monate angelegt ist.

Im Sommersemester 2021 treffen wir uns zunächst online. Wie wir im
Wintersemester 2021/22 miteinander arbeiten werden, entscheiden wir im
Spätsommer 2021.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Sie kennen zentrale Theoriefiguren und Heuristiken der
Organisationssoziologie oder sind bereit, sich diese in den ersten
Semesterwochen anzueignen. (Halten Sie dazu bitte im Zweifel mit uns
Rücksprache.)

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
30-M-Soz-M6_LF1 Lehrforschung in Organisationssoziologie Seminar 1 Studienleistung
Studieninformation
Seminar 2 Studienleistung
Studieninformation
- benotete Prüfungsleistung Studieninformation

Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.


Sie führen gleichsam eigenständig und eng begleitet, einzeln oder im
Team, eine organisationsethnografische Fallstudie durch.
Es handelt sich dabei um eine schreibintensive Aufgabe, die mindestens
das Outline eines Untersuchungsdesigns, eigene Feldnotizen
(Beobachtungen und Gespräche) sowie einen abschließenden Bericht
umfasst. Der Bericht soll in einem publikationsorientierten Format
erfolgen (Fachartikel, Sammelbandbeitrag), das wir intensiv beraten
werden.

Lernraum (E-Learning)

Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen:

registrierte Anzahl: 9
Dies ist die Anzahl der Studierenden, die die Veranstaltung im Stundenplan gespeichert haben. In Klammern die Anzahl der über Gastaccounts angemeldeten Benutzer*innen.
Adresse:
SS2021_300370@ekvv.uni-bielefeld.de
Lehrende, ihre Sekretariate sowie für die Pflege der Veranstaltungsdaten zuständige Personen können über diese Adresse E-Mails an die Veranstaltungsteilnehmer*innen verschicken. WICHTIG: Sie müssen verschickte E-Mails jeweils freischalten. Warten Sie die Freischaltungs-E-Mail ab und folgen Sie den darin enthaltenen Hinweisen.
Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_193011203@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
7 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
E-Mailarchiv
Anzahl der Archiveinträge: 0
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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Mittwoch, 24. März 2021 
Letzte Änderung Zeiten:
Dienstag, 13. April 2021 
Letzte Änderung Räume:
Dienstag, 13. April 2021 
Art(en) / SWS
LEH / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
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193011203