Die faschistische Herrschaft in Italien ging der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland voran und wurde häufig als Modell, Vergleich und Vorbild herangezogen. Dies gilt sowohl für die Herrschaftsorganisation, als auch für Maßnahmen in der Wirtschafts- und insbesondere der Kosumpolitik. Die Forschung zum Nationalsozialismus konnte in den letzten Jahren mit zahlreichen hartnäckigen Stereotypen zur Wirtschafts-, Rüstungs- und Konsumpolitik aufräumen. Die Auswirkungen der NS-Propagandierung von gesunkenen Arbeitslosenzahlen, Wachstum und gestiegenem Wohlstand haben sich lange über die politischen Zäsuren hinaus halten können. Zu verstehen sind diese zeitweiligen ökonomischen Erfolge nur im Zusammenwirken von Wirtschafts-, Finanz-, Rüstungs- und Konsumpolitik. Eine „hemmungslose Ausgabenwirtschaft der öffentlichen Hand“ war von Beginn an auf Rüstungsanstrengungen gerichtet, ohne dabei den Konsum völlig zu vernachlässigen. Zu sehr wirkten noch die Erinnerungen die letzten Kriegsmonate des Ersten Weltkriegs und an die allgemeine Knappheit, vor allem von zahlreichen Lebensmitteln, nach. In welchem Verhältnis standen Wirtschafts-, Rüstungs- und Konsumpolitik im Nationalsozialismus? Welche wirtschafts-, finanz- und konsumploitischen Paradigmen wurden im faschistischen Italien verfolgt und warum? Welche Erfolge konnten auf diesem Gebiet, ebenso wie in der Innovationspolitik erreicht werden? Welche Rolle kam dabei den faschistischen / NS-Organisationen und ihren Protagonisten zu? Welche Rolle spielten Unternehmen? Inwieweit wurde eine keynesianische Wirtschaftspolitik avant la lettre betrieben? Welche Bedeutung hatte die Großraubwirtschaft für die wirtschaftliche Entwicklung? In welcher Weise wurden Innovationen in Produktion und Rüstung gefördert? Inwiefern spielte die Konsumpolitik eine Rolle um Zustimmung zum Regime zu verstärken und es zu stabilisieren? Welche Maßnahmen der Konsumpolitik, etwa in Bereich von Freizeit (Urlaub, Reisen, Kultur), Sport, insbesondere des Fussballs wurden erfolgreich (?) umgesetzt?
Diese und andere Themen werden an ausgesuchten Fallbeispielen in Referaten vorgestellt und diskutiert.
Bauerkämper, Arnd; Rossoliński-Liebe, Grzegorz (Hg.): Fascism Without Borders. Transnational Connections and Cooperation between Movements and Regimes in Europe from 1918 to 1945. New York 2017. Arnd Bauernkämper: Der Faschismus in Europa 1918-1945. Stuttgart 2006. Thomas Schlemmer: Der Faschismus in Europa: Wege der Forschung. Oldenburg 2014. Stanley G. Payne: Geschichte des Faschismus: Aufstieg und Fall einer europäischen Bewegung. Dresden 2006. Richard Evans: Das Dritte Reich. München 2004. Richard Evans: Fakt und Fiktion. Frankfurt am Main 1999. Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus Siedler, München 2007. Michael von Prollius: Das Wirtschaftssystem der Nationalsozialisten 1933-1939. Steuerung durch emergente Organisation und politische Prozesse. Paderborn 2003. Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, Frankfurt 2005. Hayes, Peter: Industry and Ideology: IG Farben in the Nazi Era. Cambridge 2001. Alan Milward: War, Economy and Society, 1939-1945 Neuauflage London 1987. Tim Schanetzky: 'Kanonen statt Butter': Wirtschaft und Konsum im Dritten Reich. München 2015. Martin Dean: Robbing the Jews – The Confiscation of Jewish Property in the Holocaust, 1935–1945, Cambridge 2008. Holm A. Leonhardt: Kartelltheorie und Internationale Beziehungen. Theoriegeschichtliche Studien, Hildesheim 2013. Ian Kershaw: Hitler. 1936–1945. DVA, Stuttgart 2000.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.1 Theoriemodul | Grundseminar Historiographie | Studieninformation | |
Grundseminar Theorien in der Geschichtswissenschaft | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
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