221058 Türken und Christen im vormodernen Europa: Clash of cultures? (S) (WiSe 2003/2004)

Kurzkommentar

Inhalt, Kommentar

Bei der gegenwärtigen Diskussion über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit der Türkei fällt auf, dass kulturalistische Argumente sowie kulturalistische Differenzbestimmungen eine mindestens so grosse Rolle wie die rationale Abwägung wirtschaftlicher, politisch-strategischer oder ökonomischer Interessen spielen. Behauptet wird die Existenz einer grundlegenden, unüberbrückbaren kulturellen Kluft zwischen einer europäischen Identität einerseits und einer türkischen Identität andererseits, die eine Aufnahme der Türkei in das "europäische Haus" prinzipiell unmöglich mache. Als Illustration und Beweis für diese Kluft wird häufig auf historische Argumente und Metaphern zurückgegriffen, die bereits in der Frühen Neuzeit entstanden sind bzw. auf Erfahrungen aus diesem Zeitraum rekurrieren. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Rede von der "dritten Belagerung Wiens", die im Kontext des Beitrittsdiskurses die Runde macht. Mit dieser Metapher wird die gegenwärtige Einwanderung von Türken nach Europa mit der Expansion des Osmanischen Reiches in der Frühen Neuzeit parallel gesetzt und so das schreckliche Szenario an die Wand gemalt, dass diese Einwanderung keine Schranken und Dämme mehr kennen würde, wenn die Türkei erst einmal selber in der EU sei. Dann werde Europa von Türken endgültig überschwemmt und erreicht, was dieses Volk in der Geschichte schon zweimal versucht habe. Angesichts dieser neuen "Türkengefahr", die in der Frühneuzeit bereits sprichwörtlich war, müssten Europäer so handeln, wie das "heilige römische Reich deutscher Nation" als Vorgängergebilde der EU schon zweimal gehandelt habe. Im Kontext dieser höchst aktuellen Diskussion setzt sich das Seminar drei Ziele: Es will erstens einen Überblick über die oft kriegerische Beziehungsgeschichte zwischen der Türkei und dem Reich in der Frühen Neuzeit geben und zweitens danach fragen, wie im Rahmen dieser Beziehungsgeschichte das Bild einer unüberbrückbaren kulturellen Differenz zwischen Europa und dem Islam konstruiert wurde, auf das heute im Sinne vermeintlich fundierter historischer Argumente zurückgegriffen wird. Drittens wird gefragt, mit welchen sprachlichen und symbolischen Bildern diese kulturalistische Differenzbestimmung arbeitete und mit welchen Mitteln (Flugblätter, Chroniken, Predigten, politische Rituale) sie in die Öffentlichkeit vermittelt wurde.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Abgeschlossenes Grundstudium/Zwischenprüfung

Literaturangaben

Die SeminarteilnehmerInnen erhalten zu Beginn des Seminars eine Bibliographie mit der einschlägigen Literatur und den Quellen.

Lehrende

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Fachzuordnungen

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I A2; A3; B2; B4 Wahlpflicht HS
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe II A2; A3; B2; B4 Wahlpflicht HS
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister Wahlpflicht HS
Geschichtswissenschaft (Nebenfach) / Magister Wahlpflicht HS

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Kein Lernraum vorhanden
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Keine Studierenden per E-Mail erreichbar
Hinweise:
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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Montag, 19. Mai 2003 
Letzte Änderung Räume:
Montag, 26. Mai 2003 
Art(en) / SWS
S / 2
Einrichtung
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie / Abteilung Geschichtswissenschaft
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ID
1072351