Der Psychoanalytiker und Mitbegründer der Jugendforschung Siegfried Bernfeld formulierte bereits 1931: „Die Historiker haben zwar eine große Anzahl von Tagebüchern ediert und als Quellen benützt, aber der Geschichte des Tagebuchs und seiner Form wenig Aufmerksamkeit geschenkt“. Tatsächlich werden Selbstzeugnisse bis heute primär als Quellen gelesen oder lediglich zur Illustration herangezogen, kaum aber selbst zum Gegenstand wissenschaftlicher Studien gemacht. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Grundseminar das Ziel, die historische Entwicklung und Ausdifferenzierung von Ego-Dokumenten im 19. und 20. Jahrhundert zu verdeutlichen. Mit Hilfe von ausgewählten Beispielen aus unterschiedlichen Kontexten soll der Frage nachgegangen werden, in welchem Maße politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen die Verbreitung von solchen Quellen forcierten. Aber auch die Auffassung von Philippe Lejeune, konkret die „Tragik des Tagebuchs“ muss diskutiert werden, wonach das Tagebuch in „Unkenntnis des Endes“ geführt, aber immer „in Kenntnis des Endes“ gelesen wird.
Einführende Literatur:
Janosch Steuwer/Rüdiger Graf (Hg.), Selbstreflexionen und Weltdeutungen. Tagebücher in der Geschichte und der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts, Göttingen 2015.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.1 Theoriemodul | Grundseminar Historiographie | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: