230114 Medien der Echtzeit: Radio, Fernsehen, Internet (S) (SoSe 2017)

Inhalt, Kommentar

Im Zweiten Golfkrieg 1991, dem „ersten totalen elektronischen Krieg der Geschichte“, sollen die Fernsehzuschauer sich „in einer Situation der absoluten Interaktivität“ befunden haben, meint Paul Virilio. Die „Darstellung in Echtzeit“ verwandle das Wohnzimmer in reine „Teleaktion“. Desinformation bedeutet im Zeitalter der Fernsehkriege nicht mehr Lüge, „sondern das Übermaß an widersprüchlicher Information, die Überinformation“. „Krieg und Fernsehen“ beschreibt die Entwicklung dieses Bilderkrieges, sein täuschendes Faszinosum und das schnelle Verblassen der Erinnerungsspuren, ganz ähnlich, wie man dies für den Kosovo-Krieg analysiert hat und für Afghanistan und den Irakkrieg wohl gar nicht mehr brauchte. Das Medienspektakel konnte darüber hinweg täuschen, dass hier Kriegstechnik vorgeführt und erprobt wurde am Menschen, an konkreten Opfern, und die doch für die Führung sauberer Kriege, wie auch im Kosovo, wie im Irakkrieg, eingesetzt werden sollte.
Seit Erfindung des optischen Telegraphen 1794 „wurde bereits die Distanz eingeholt im Augenblick. Von nun an verlor der Ort an Bedeutung, zogen sich entsprechend der wachsenden Geschwindigkeit die geographischen Räume zusammen“, und es konstituierte sich „eine topologische Scheinwelt [...], in der alle Oberflächen des Globus einander unmittelbar konfrontiert sind“. Alles rückt in eine beängstigende oder aber gleichgültige Nähe. „Der Nihilismus der Geschwindigkeit“ vernichtet „die Wahrheit der Welt“, heißt es erneut bei Virilio. Der Krieg ist für ihn nur die Gewaltform der Beschleunigung. „Seit es Geschwindigkeit gibt, bricht die Welt unaufhörlich herein; der Gegenstand löst sich auf in den Anfang einer Informationskette. Und gerade diese Verkehrung zerstört die Welt, wie wir sie wahrnehmen“.
Unter Medien der Echtzeit behandeln wir sehr unterschiedliche Formen. Als Sammelbegriff der analogen Kodierung betrachten wir die Tonaufzeichnung als Medium des Realen – ein Kontinuum in der Zeit –, die Telefonie, den Hörfunk als frühe Partizipation in Echtzeit, dessen zentrale Distributionsstruktur und seine Nutzbarmachung als Medium der Propaganda, sowie Formen der Unterhaltung und Zerstreuung im radiophonen Begleitmedium. Im Fernsehen wird die Welt zunächst zum Dorf. Hier untersuchen wir Formate, Sparten- und Vollprogramme, diverse Sender und deren Kulturen sowie die Rundfunkpolitik.
Unter der digitalen Kodierung fassen wir die Entwicklung der Gegenwart, in der alle Medien digital – und damit symbolisch transformiert und notiert – werden. Das gilt naturgemäß und an erster Stelle für den Computer, die globale Vernetzung im Internet, die zunehmende Mobilität mit Smartphones, Tablets und anderen Multifunktionshybriden. Auch dadurch verschiebt sich das Erleben ins Virtuelle. Immersion und Interaktion in den Videospielen verstärken die Wirkungen von Parallelwelten. Wissen und Gedächtnisfunktion werden dadurch nachhaltig verändert. Abschließen werden wir unsere Betrachtungen mit einem Ausflug zur rechnergestützten Forschung – auch im Bereich der Medienwissenschaften – sowie einem Fazit zum Bedingungsverhältnis technisch-apparativer Medien und der menschlichen Wahrnehmung.

Literaturangaben

• Literatur wird über elektronischen Lernraum und Handapparat zur Verfügung gestellt.

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23-GER-PLit2 Gegenwartsliteratur und Medien Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) Studienleistung
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Veranstaltung 2 Studienleistung
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23-LIT-M-LitINT Intensivierung Profilmodul Lehrveranstaltung 1 Studienleistung
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Profilmodul Lehrveranstaltung 2 Studienleistung
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23-LIT-M-LitPM3 Profilmodul III: Literatur und Medien Lehrveranstaltung 1 benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung 2 Studienleistung
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23-MeWi-HM1 Medien, Sprache und Kultur Lehrveranstaltung I benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung II Studienleistung
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Lehrveranstaltung III Studienleistung
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Lehrveranstaltung IV Studienleistung
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30-MeWi-HM4 Methoden der Medienforschung Lehrveranstaltung I benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung II Studienleistung
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Lehrveranstaltung III Studienleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.

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Teilnahmebegrenzung:
Begrenzte Anzahl Teilnehmer*innen: 40
Adresse:
SS2017_230114@ekvv.uni-bielefeld.de
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Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_88224879@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
14 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Donnerstag, 9. März 2017 
Letzte Änderung Zeiten:
Mittwoch, 24. Mai 2017 
Letzte Änderung Räume:
Mittwoch, 24. Mai 2017 
Art(en) / SWS
S / 2
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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88224879