Unter dem Begriff der Zugehörigkeit sammelt Anthias „die Behauptungen und Zuschreibungen, die Individuen über ihre Position in der sozialen Ordnung äußern, ihre Ansichten darüber, wohin und zu wem sie gehören und wozu sie nicht gehören“. Zugehörigkeit wird demnach nicht nur als positive Relation entworfen: „Ich bin oder gehöre zu...“, sondern bestimmt sich auch aus der Abgrenzung: „Ich bin nicht…“. In diesem Sinn erweist sich Zugehörigkeit als höchst bedeutsam für Fragen nach Identität und Vergemeinschaftung.
Oft aber genügt es nicht zu wählen – ich muss auch gewählt werden. Individuelle Vorstellungen, Ansprüche und Gefühle in Bezug auf Zugehörigkeit schälen sich mitunter besonders oder erst dann heraus, wenn Zugehörigkeit verweigert wird. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, inwieweit mir Zugehörigkeit gegen meinen Willen auferlegt werden kann, und wie ich mit einer solchen Vereinnahmung umgehe.
Wo ich mich zugehörig fühle, zu welchen Personen, Orten, oder Kulturen, ist keine singuläre Relation, sondern wir gehen immer von Zugehörigkeiten im Plural aus, die sich überlappen, wechselseitig beeinflussen und bisweilen miteinander konfligieren. Sie werden über die Lebensspanne durch Erfahrungen hergestellt, können sich mit Lebensumständen und Werteorientierungen wandeln und zeitweise biographisch relevant oder bedeutungslos werden.
Zugehörigkeit ist jedoch weit mehr als ein individuelles Gefühl oder Bedürfnis. Mit Pluralisierung und Individualisierung wachsen sowohl Freiheiten als auch Unsicherheiten. Kollektive Selbstverständlichkeiten im Hinblick darauf, wer ‚wir‘ sind und wer folglich ‚zu uns‘ gehört oder eben nicht, erweisen sich als erschütterbar, aber auch verhandelbar. Zugehörigkeit ist somit nicht zuletzt ein politisch und gesellschaftlich brisantes Thema mit konkreten Folgen für das Zusammenleben.
Im Seminar beschäftigen wir uns mit Theorien von Zugehörigkeit, die an folgende Themenfelder anknüpfen können:
- Selbstverortungen im sozialen Raum: Geschlecht, Generation, Glaube, Ethnizität, Herkunft
- Zugehörigkeit im Bildungswesen: Inklusion, Lehrer- und Schülerhabitus, Bildungsmobilität
- Zugehörigkeit als Politikum: Zwischen Heimatbegriff und Identitätspolitik
Die erarbeiteten Erkenntnisse übertragen wir auf die praktische Arbeit an biografischem Material und literarischen Beschreibungen.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: http://www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft/bie/faq.html
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, deutsche und englische Theorietexte zu lesen und (textbasierte) Kurzreferate zu halten.
Literatur: May, Vanessa (2013): Connecting Self to Society. Belonging in a Changing World. Palgrave Macmillan.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mo | 14-16 | V2-135 | 07.10.2019-31.01.2020
nicht am: 04.11.19 / 23.12.19 / 30.12.19 / 27.01.20 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-BE-IndiErg2_a IndiErg: Differenz und Heterogenität | E2: Personen- und gruppenbezogene Differenzkonstruktionen | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E3: Heterogene Lebenslagen oder Personen- und gruppenbezogene Differenzkonstruktionen | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-BE11 Abschlussmodul | E1: Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
25-BE7 Personen- und gruppenbezogene Differenzkonstruktionen | E1: Theorie und Empirie personen- und gruppenbezogener Differenzkonstruktionen | Studienleistung
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Studieninformation |
25-BiWi12 Differenz und Heterogenität (Grundschule) | E1: Heterogene und differenzbedingte Lebenswelten | Studienleistung
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Studieninformation |
- | unbenotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
25-BiWi6 Differenz und Heterogenität | E1: Heterogene und differenzbedingte Lebenswelten | Studienleistung
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Studieninformation |
25-BiWi6_a Differenz und Heterogenität | E1: Heterogene und differenzbedingte Lebenswelten | Studienleistung
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Studieninformation |
25-UFP-P4 Individuelle Profilbildung: Differenz, Heterogenität und Inklusion | E2: Personen- und gruppenbezogene Differenzkonstruktionen | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.