Für gewöhnlich wird vorausgesetzt, daß die Massenmedien eine (politische) Wirklichkeit, die unabhängig von ihnen konstituiert ist, lediglich zurückspiegeln, für nicht Beteiligte sichtbar machen und im Zweifelsfall auch inszenieren, wenn nicht manipulieren. Dabei wird eine Unterscheidung zu Grunde gelegt, die zwischen 'wirklicher Wirklichkeit' und 'fiktiver Wirklichkeit' differenziert. In der Veranstaltung soll die Problematik dieser Unterscheidung erarbeitet werden. Ziel der Veranstaltung ist es, darauf aufbauend, die 'Wirklichkeit der Medien' zu untersuchen, insofern es um deren eigene, innere Wirklichkeit geht und die 'Wirklichkeit der Medien' zu untersuchen, insofern es um die Wirklichkeit geht, die von den Medien erzeugt (und nicht etwa nur wiedergegeben ) wird.
Dies soll am Beispiel der neueren Sozialstrukturdiskussion erfolgen, insofern diese sich mit 'Lebensstilen' und 'Milieus' befaßt, bei denen nicht mehr entscheidbar zu sein scheint, ob sie ein Effekt der Medien, eine unabhängige Variable der medialen Berichterstattung oder (sehr wahrscheinlich) in einem zirkulären Verhältnis mit den Medien sich befinden.
Dabei geht es um die Frage, ob das framing der Medien 'Wirklichkeiten' schafft, die als 'un-eigentlich' identifiziert werden können und wie das möglich ist, wenn es nur noch die 'Wirklichkeit der Medien' gibt, aber keine authentische Wirklichkeitserfahrung mehr, die alternativ befragt werden könnte: Nach dem, was als 'eigentlich', als 'authentisch' gelten könnte. Die Verbreitungsmedien (Schrift, Telekommunikation) lösen das kommunikative Verstehen und die Akzeptanz von Kommunikation von den Pressionen primärer Interaktionskontexte ab. Die Übernahme von medialen Kommunikationsofferten wird in der Folge an funktional differenzierte, an milieuspezifische nicht konsensfähige Realitätsverständnisse verwiesen. Man muß 'es' nicht glauben und deshalb müssen die medialen Informationsangebote dann ohne (individuellen, milieuspezifischen und gesellschaftlichen) Anschlußzwang auskommen. Auf beiden Seiten, der der Rezeption und der der Produktion, gibt es nur noch selbst geschaffene Sicherheiten. Milieus grenzen sich ab und verteidigen sich gegen andere Milieus. Die Medien arbeiten den allgegenwärtigen Verdacht der 'Manipulation' intern ab - woher sonst sollte das Publikum überhaupt davon erfahren? Es wird zu diskutieren sein, wie unter diesen Bedingungen noch - wie immer minimale - 'gemeinsame Realitätsbilder' ermöglicht und erwartet werden können. Einfach durch den Druck der Medien (Medienherrschaft)? Nur noch durch milieu-, schicht- und funktionsspezifische Rezeptionsbedingungen? Oder durch zirkuläre Schemabildung als Form struktureller Kopplung zwischen Massenmedien und Publikum?
Einführende Literatur:
Japp, K.P./Kusche, I., 2004: Die Kommunikation des politischen Systems: Zur Differenz von Herstellung und Darstellung im politischen System, in: Zeitschrift für Soziologie, H.6
Luhmann, N., 1981: Veränderungen im System gesellschaftlicher Kommunikation und die Massenmedien, in: ders., Soziologische Aufklärung 3, Opladen: Westdt. Verlag
Weber, St., (Hrg.), 2003: Theorien der Medien, Konstanz: UVK
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mo | 14-16 | R2-155 | 02.04.-09.07.2007 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Medienwissenschaft, interdisziplinäre / Master | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Modul 1 | Wahlpflicht | 3 | |||
Politische Kommunikation / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | 2.1 | |||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I | A1; B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II | A1; B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.5 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Promotion | Graduierte | ||||||
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