Versuche von Herrschenden und Staaten, Bevölkerung numerisch zu erfassen, habe eine lange Geschichte und vielfältige Motive. Auf den ersten Blick scheinen historische Volkszählungen als eine besonders umfassende und objektive sozialgeschichtliche Quelle, da sie beanspruchen, Gesellschaften in ihrer Gesamtheit abzubilden. Volkszählungen sind allerdings auch immer Beispiele für die ?soziale Konstruktion von Wissen und einer Politik des Kategorisierens? (David Darrow), d.h. die hier verwendeten statistische Kategorien verwandeln heterogene Kollektive in standardisierte, zähl- und manipulierbare Größen. Der zählende Staat vergewissert sich so gleichsam räumlich und demographisch seiner selbst, der einzelne Gezählte kann sich in größeren sozialen Kategorien aufgehoben fühlen - ?Schreib dich in die Geschichte ein?, lautete dementsprechend auch die Devise der letzten, im Jahr 2002 durchgeführten russischen Volkszählung.
Die erste, allgemeine und die gesamte Bevölkerung erfassende Volkszählung wurde noch im Zarenreich, im Jahre 1897, durchgeführt. Angesichts der Größe Russlands, seiner naturräumlichen Gegebenheiten, der Heterogenität von Wirtschaftweisen, Sozialordnungen, Sprachen und Kulturen stellt die gesamtrussische Volkszählung von 1897 eine außerordentlich politische und organisatorische Leistung dar. Erster inhaltlicher Schwerpunkt des Seminars ist die Rekonstruktion der Vorgeschichte, Konzeption und Durchführung der Volkszählung sowie die Diskussion ihrer politischen Implikationen. Zweiter Schwerpunkt ist die Einführung in die konkrete Arbeit mit statistischen Massenquellen. Das Seminar wird Gelegenheit bieten, über den praktischen Umgang mit der in Köln archivierten Volkszählungsdatenbank Chancen und Probleme der Anwendung deskriptiv-statistischer Verfahren auszupobieren.
Bauer, H., Kappeler, A., Roth, B. (Hg.): die Nationalitäten in der Russischen Volkszählung von 1897. Bd. A: Quellenkritische Dokumentation und Datenhandbuch. Band B.: Ausgewählte Daten zur sozio-ethnischen Struktur des Russischen Reiches - Erste Auswertungen der Kölner NFR - Datenbank. Stuttgart 1999.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I | Pflicht | GS und HS | |||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I | Pflicht | GS und HS | |||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I | Pflicht | GS und HS | |||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe II | A3; B1; B2; C1; D1 | Wahlpflicht | 4. | Teilleistung der Zwischenprüfung möglich GS | |||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 2.2.1; 2.4.1; 2.8.2 | Wahlpflicht | 1. 2. | 4 | benotet GS |
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister | Wahlpflicht | 4. | Teilleistung der Zwischenprüfung möglich GS | ||||
Informatik für Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen | Nebenfach | C |