260021 Ethik für den Ernstfall (S) (WiSe 2018/2019)

Die Grundfrage der Ethik lautet zwar „Was soll ich tun?“, doch nicht bei jeder ethischen Reflexion liegt der primäre Fokus auf der Lösung eines konkreten Handlungskonflikts. Solange wir Ethik an der Universität betreiben, sind wir nicht dazu gezwungen, uns auf eine Position festzulegen oder eine eindeutige Handlungsempfehlung zu geben. Zeitnot entsteht höchstens, wenn wir eine Abgabefrist einhalten müssen oder eine Prüfung ansteht. Anders verhält es sich, wenn ethische Diskussionen nicht an der Universität, sondern in einem Krankenhaus oder in einer psychiatrischen Einrichtung geführt werden. An diesen Orten können ethisch herausfordernde Entscheidungs- und Handlungssituationen entstehen, die unter Zeitdruck gelöst werden müssen. Die Medizinethik kann in solchen Fällen Unterstützung bieten. Daher ist zu beobachten, dass die ethische Reflexion in klinischen Einrichtungen durch die Etablierung von Ethikkomitees und ethischen Fallbesprechungen zunehmend institutionalisiert wird. Begleitet wird dieser Prozess unter anderem von der Fachzeitschrift „Ethik in der Medizin“. Dort werden regelmäßig Fallbeispiele aus der medizinischen Praxis veröffentlicht und von Expertinnen und Experten aus der medizinischen Ethik kommentiert. Im Seminar werden wir uns einige dieser Fallbeispiele ansehen, die zugehörigen Kommentierungen analysieren und die medizinethischen Grundlagen zu den Themen erarbeiten, die in den Fallbeispielen relevant sind. Für die Teilnahme sind keinerlei Vorkenntnisse nötig.

Literaturangaben

• Beauchamp, Tom L. (2013). Principles of biomedical ethics (7. ed.). New York [u.a.]: Oxford Univ. Press.
• Dörries, Andrea (Ed.). (2010). Klinische Ethikberatung (2., überarb. und erw. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.
• Marckmann, Georg (Ed.). (2015). Praxisbuch Ethik in der Medizin. Berlin: Med.-Wiss. Verl.-Ges.
• Schöne-Seifert, Bettina. (2007). Grundlagen der Medizinethik. Stuttgart: Kröner.