In vielen literarischen und filmischen Erzeugnissen des Horrorgenres sind Kindheit, Jugend und Erziehungsverhältnisse ein implizites oder explizites Thema: Viele von ihnen werden bevölkert von unschuldigen und bösen Kindern, besessenen Prä-Adoleszenten und Jugendlichen, die mit dem Eintritt in die Pubertät mit plötzlichen körperlichen und seelischen Veränderungen zu kämpfen haben, die in der Regel mit dem erstarkenden Interesse an Sexualität und der geschlechtlichen Entwicklung (besonders prominent dem Einsetzen der Menstruation) koinzidieren: Sie verwandeln sich in Werwölfe oder Vampire, stellen fest, dass sie telekinetische Fähigkeiten oder monströse körperliche Attribute entwickeln. Pädagogische Machtverhältnisse werden regelmäßig als pervertiert und grausam dargestellt: Nicht zuletzt sind die heimlichen Antriebe des bösen Treibens häufig fiese Mütter und Väter. Es kann auch kein Zufall sein, dass unter den Hauptschauplätzen die wichtigsten pädagogischen Institutionen prominent vertreten sind: Der Familienwohnsitz und die Schule. Während in anderen kulturindustriellen Sparten Kindheit und Jugend nicht selten idealisiert werden, oszilliert hier diese Thematik zwischen den ins Monströse gesteigerten Abgründen kindlicher und jugendlicher Abhängigkeit, der unheimlichen Wunscherfüllung durch übernatürliche Kräfte und den Ängsten der Erwachsenen vor dem Kind. Es wundert daher nicht, dass Geschichten aus dem Horror-Repertoire gerade unter Jugendlichen Konjunktur haben.
Nicht selten beschäftigen sich PädagogInnen vor allem damit, wie sie die morbide Faszination der Zöglinge zugunsten von Gewaltprävention möglichst effektiv eindämmen oder verbieten können. Was aber lässt sich aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive aus den Horrorgeschichten und ihrer Rezeption lernen über Teenagerängste und – wünsche, über die gruseligen Phantasien des Kindseins und die Rückprojektionen der Erwachsenen? Zur Beantwortung dieser Frage eignet sich besonders ein Ansatz, der sich maßgeblich mit dem Unheimlichen und Sex and Crime befasst: Die Psychoanalyse.
Basis-Kenntnisse der Englischen Sprache. Im Vorhinein gelesen werden soll: Freud: Das Unbewußte, King: Carrie, Dath: Die salzweißen Augen S. 80-82, 123-139, 162-168, 179 und Seeßlen/ Jung: Horror: Geschichte und Mythologie des Horrorfilms. S.12-23 und S.31-44. (Siehe Literaturliste).
Außerdem ist aus den im StudIP angegebenen Texten über Carrie einer auszuwählen und zu lesen
Clover, Carol J.: Men, Women, and chain saws. Gender in the modern horror film. Princeton 1993.
Creed, Barbara: Woman as Witch: Carrie. In: Dies: The monstrous feminine. Film. Feminism, Psychoanalysis. Routledge Chapman & Hall 1993.
Dath, Dietmar: Die Salzweißen Augen. Vierzehn Briefe über Drastik und Deutlichkeit. Frankfurt am Main 2005
Freud, Sigmund: Das Unheimliche. In: Studienausgabe. Frankfurt am Main 2000.
Huppert, Daru: Lust, Zwang, Wiederholung. Aus: Dirrkopf, Frank/ Härtel, Insa/ Kirchhoff, Christine (Hg.): Aktualität der Anfänge. Bielefeld 2008.
King, Stephen: Carrie. Bergisch Gladbach 1991.
King, Stephen: Das Leben und das Schreiben. 2000
Köhne, Julia: Let it bleed. Der Konnex von Blut und Trauma in Brian de Palmas Carrie. In: Stiegler/ Biedermann (Hg.): Horror und Ästhetik. UVK 2008.
Kristeva, Julia: Powers of Horror. An essay on Abjection. New York 1982.
Moldenhauer, Benjamin/ Spehr, Christoph/ Windszus, Jörg: On Rules and Monsters. Essays zu Horror, Film und Gesellschaft. Argument 2008
Seeßlen, Georg/ Jung, Fernand: Horror: Geschichte und Mythologie des Horrorfilms. Schüren 2006
Filme
Collet-Serra, Jaume: Orphan.
De Palma, Brian: Carrie.
Fawcett, John: Ginger Snaps.
Hitchcock, Alfred: Psycho.
Lichtenstein, Mitchell: Teeth.
Lynch, David: Blue Velvet.
Whedon, Joss: Buffy – The Vampire-Slayer.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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einmalig | Fr | 15-19 | V2-200 | 01.07.2011 | |
Block | Block | 10.00-19.00 | C2-144 | 01.-03.07.2011 | |
einmalig | Sa | 10-19 | V2-200 | 02.07.2011 | |
einmalig | So | 10-19 | R2-155 | 03.07.2011 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Erziehungswissenschaft (Kernfach) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kernfach | BE 3.3 | 3/5 | aktive Teilnahme AT und EL (b) möglich | ||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.1.2; H.3.5 |