261016 Theorien der politischen Gewaltenteilung bei Locke, Montesquieu und Kant (S) (SoSe 2008)

Die sog. Gewaltenteilung, bezogen auf die politische Trias Legislative, Exekutive und Judikative, gilt bei Verfassungsjuristen als das "Herzstück freiheitssichernder Rechtsstaatlichkeit" (Hasso Hofmann). Im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland steht sie in Art. 20 (2). Im Herrenchiemseer Verfassungsentwurf von 1948 findet sich die auf Carlo Schmid zurückgehende Erklärung: "Die Freiheit der Person ist nur in einem Staat voll und dauerhaft gewährleistet, der auf dem Prinzip der Teilung und des Gleichgewichts der Gewalten aufgebaut ist." In ihrer modernen, auf persönliche Freiheit bezogenen Form stammt die Theorie der Gewaltenteilung aus der Aufklärung; ihre klassischen Autoren sind Locke, Montesquieu und Kant. Deren Versionen sind aber fundamental verschieden, und gewöhnlich ist mit politischer Gewaltenteilung auch nur die Fassung im Sinn eines Gleichgewichts der Kräfte von Montesquieu gemeint, die ihren Vorrang auch dem Einfluss der US-amerikanischen Verfassung als System von checks and balances verdankt. Das stößt in der gegenwärtigen Demokratiediskussion auf Kritik, u. a. mit Bezug auf eine "Refeudalisierung" des Demokratieverständnisses (I. Maus). - Aufgabe des Seminars ist die Herausarbeitung und Diskussion der verschiedenen Theorien anhand der Texte.

Eine Leistungsbescheinigung (BA- oder Master of Education-Studiengang) wird ausgestellt für regelmäßige Teilnahme und eine Textanalyse als Referat mit anschließender Ausarbeitung (6-10 Seiten).
Ein Leistungsnachweis (Magister- oder Lehramts-Studiengang) wird ausgestellt für regelmäßige Teilnahme und eine Hausarbeit (15-20 Seiten).

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

BA-Studiengänge: Abschluss des ersten Studienjahres.

Magister- und Lehramts-Studiengänge: Zwischenprüfung.

Literaturangaben

John Locke, Two Treatises of Government, ed. Peter Laslett. Cambridge University Press, 1999.
Montesquieu, De l'Esprit des Lois. Oeuvre complètes, Tome 2. Paris: Gallimard 1951.
Montesquieu, Vom Geist der Gesetze. Stuttgart: Reclam, 1994. Univ.-Bibl. 8953.
Immanuel Kant, Die Metaphysik der Sitten. Stuttgart: Reclam 2004. Univ.-Bibl. 4508 (oder eine andere Ausgabe).