Einigermaßen konsensuell, obwohl nicht ganz unproblematisch, lässt man die Gegenwartsliteratur mit dem politischen Datum 1989 beginnen, womit nunmehr ein Zeitraum von beinahe 30 Jahren umfasst wird; neben der literarhistorischen Periodisierungsproblematik aber ist in Bezug auf Modus und Wertung der Anspruch vieler Autoren, unmittelbar aus aktuellen Zeitbezügen 'gegenwärtig' zu schreiben, ja eine Gegenwart über Literatur allererst herzustellen, zu reflektieren.
Natürlich ist die Situation unübersichtlich, weshalb für die Interpretation nur exemplarisches Arbeiten in Frage kommt. Interessieren soll uns u.a. das Schicksal der Klassischen Moderne, der (gar nicht mehr) 'Neuen Subjektivität', die Zukunft des Gesellschafts- und historischen Romans, Befindlichkeit der „Generation Fragezeichen“ (F. Zeller), Exzellenz und Schwundstufen des Popromans, Konjunktur der kleinen Formen, Rückkehr des politischen Engagements, 'Erzählen um Nichts', 'Wozu noch (oder überhaupt) Drama/Lyrik?' usw.
Den Hauptanteil der Referenztexte wird naturgemäß die Prosa stellen, aus der Fülle von möglichen Autoren denke ich zunächst an z.B. Martin Walser, Paul Nizon, Peter Handke, Bodo Kirchhoff, Rainald Goetz, Jochen Schimmang, Tanja Dückers, Tilmann Rammstedt, Judith Hermann, Juli Zeh, Felicia Zeller, Max Goldt, Brigitte Kronauer, Einar Schleef, Christian Kracht, Clemens Meyer, Christoph Höhtker, Ulrich Peltzer u.a.
Für Seitenblicke auf das Drama kämen Arbeiten z.B. von Rebekka Kricheldorfer, Wolfram Lotz und Felicia Zeller in Frage; für die Lyrik vielleicht Beispiele von Thomas Kling, Uwe Kolbe, Kerstin Preiwuß und Monika Rinck.
Neben dem Training von argumentationsgeleiteter Kritik und der Reflexion von (recht wandelbaren) Prämissen literarischer Wertung wollen wir als eine Art Zwischensumme erkunden, ob alles in Ordnung ist, sich die deutsche Literatur in einem neuen Biedermeier einrichtet (Detlef Grumbach) oder sich aus Angst vor Relevanzverlust ganz unnötig dem politisch-historischen Diskurs andient (so meine Befürchtung).
Vorschläge von Autoren/Texten seitens der Studierenden sind ausdrücklich erwünscht, Verhandlung des Programms in der ersten Sitzung.
Lektürebereitschaft; Grundkenntnisse in der deutschsprachigen Literarhistorie
Karl Heinz Bohrer, „Exkurs über Literatur und Geschichtlichkeit“, in: Ders., Der Lauf des Freitag. Die lädierte Utopie und die Dichter. Eine Analyse, München 1973, 68-86;
Michael Braun, Die deutsche Gegenwartsliteratur. Eine Einführung, Köln 2010;
Hans Ulrich Gumbrecht, Unsere breite Gegenwart, übers. v. Frank Born, FfM 2010 (ein erstes Brainstorming der Thesen dieses Buches bei Gumbrecht, "Die Gegenwart wird (immer) breiter", in: Merkur 55 (2001), 769-784);
Ingo Meyer, „Niedergang des Romans? Sondierungen im Bezugsfeld eines Topos“, in: Merkur 68 (2014), 965-979 (als PDF unter 'Publikationen' meines Eintrags im Personenverzeichnis);
Eckhard Schumacher, Gerade Eben Jetzt. Schreibweisen der Gegenwart, FfM 2003
für November 2017 ist angekündigt:
Giulia Radaelli, David Segura, Nike Thurn (Hgg.), Gegenwartsliteratur – Weltliteratur. Historische und theoretische Perspektiven, Bielefeld
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-GER-PLit2 Gegenwartsliteratur und Medien | Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Veranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
1) Studienleistung/Kurzreferat mit Ausarbeitung: Präsentation/Essay (ca. 5-6 S.) eines Gegenwartsautors und der diesbezüglichen Kritik (Feuilleton usw.)
2) Benotete Einzelleistung: Hausarbeit (12-15 S.)
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: