230448 Postmoderne in der Frankophonie (S) (WiSe 2018/2019)

In den späten 1990er Jahren wurde angenommen, dass das postmoderne Denken eher auf dem europäischen Kontinent zu verorten sei und das postmoderne Erzählen eher auf dem amerikanischen. Hinsichtlich einer postmodernen Philosophie treten François Lyotard hervor, aber auch Jacques Derrida oder Jean Baudrillard. Wenn es um das postmoderne Denken geht, gilt es daher, sich der französischen Philosophie seit den 1980er Jahren zuzuwenden. Im Bereich der postmodernen Literatur gelten als hervorragende Vertreter u.a. lateinamerikanische Autoren wie Jorge Luis Borges oder Gabriel García Márquez, die schon schon in der zweiten Hälfte des 20. Jh. in Erscheinung treten. Dennoch gilt die anfangs erwähnte These als widerlegt, denn tatsächlich haben sich längst latein- und US-amerikanische Denker_innen der Postmoderne hervorgetan wie auch europäische Schriftsteller_innen, die dieser Tendenz zuzurechnen wären. Das Seminar widmet sich daher der Frage, wie sich die französische Gegenwartsliteratur zur Postmoderne verhält. Ausgehend von philosophischen Überlegungen geht es bei dieser Frage darum, was die Krise der grands récits für die französische Literatur bedeutet. Im Vordergrund steht nicht nur der Zusammenbruch des Fortschrittsglaubens, denn damit setzte sich schon die ästhetische Moderne auseinander. Insbesondere soll in der Lehrveranstaltung untersucht werden, wie die Literatur mit der Skepsis umgeht, dass grundsätzlich neu angesetzt werden, und dass grundlegend Neues geschaffen werden könnte, was für die Literatur der Moderne noch unverbrüchliche Überzeugung war. Damit verbunden ist die Frage, was für eine Art von Zukunft der postmodernen Literatur vorschwebt, und ob in ihr Zukunft überhaupt noch vorstellbar ist.

Literaturangaben

Einführende Lektüre:

Lyotard, Jean-François (1984) : Das postmoderne Wissen. Ein Bericht. Hg. von Peter Engelmann. Wien: Passagen Verlag

Lyotard, Jean-François (1979): La condition postmoderne. Rapport sur le savoir. Paris: Minuit