Menschen mit Behinderungen befinden sich in der Regel in einer Art gesellschaftlicher Sonderstellung, die ihre Teilhabemöglichkeiten nachhaltig erschwert. Verstärkt wird diese Problematik dadurch, dass in vielerlei Hinsicht auch eine wohlfahrtsstaatliche Sonderstellung vorherrscht. Die gesellschaftsstrukturierende und problemkonstruierenden Wirkungen des Wohlfahrtsstaates erhalten insofern für Menschen mit Behinderungen in ganz besonderem Maß Bedeutung. Mit der Verabschiedung des neunten Sozialgesetzbuches im Jahre 2001 sollten die Teilhabechancen der Menschen mit Behinderungen grundsätzlich verbessert werden. Weitere Neuerungen wie etwa die Einführung eines ?persönlichen Budgets? sind in der Erprobung. Die Diskussionen über den Fortschritt solcher Neuerungen verlaufen kontrovers. Sie werden zum Teil als echte Chancen bewertet, zum Teil aber auch im Zusammenhang mit der allgegenwärtigen Finanzkrise des Wohlfahrtsstaates als Versuche zur Mitteleinsparung gesehen. In jedem Fall ist davon auszugehen, dass wohlfahrtsstaatliche Leistungen und Einrichtungen für das Leben der meisten Menschen mit Behinderungen prägend sind und über ihre Lebens- und Teilhabechancen entscheiden. Aufgrund der Vielfalt von möglichen Beeinträchtigungen und sich hieraus ergebender Hilfebedarfe handelt es sich um ein besonders komplexes Unterstützungssystem, das sich auf nahezu alle Bereiche des sozialen Sicherungssystems erstreckt.
In der Veranstaltung geht es darum, Umfang und Strukturen des Problems Behinderung kennen zu lernen und sen Beitrag sozialpolitischer Institutionen zur Gestaltung von Lebenschancen, aber auch zur Problemkonstruktion zu analysieren. Vor allem aber soll eine Einführung in das Politikfeld der Behinderten- bzw. Rehabilitationspolitik gegeben werden. Aufgrund der besonderen Problematik ist dabei gleichzeitig ein problemspezifischer Einblick in die grundsätzlichen Strukturen einiger zentraler Bereiche des bundesdeutschen sozialen Sicherungssystem möglich (wie z.B. Gesundheitspolitik, Rentenpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Bildungspolitik).
Für den Erwerb von Leistungsnachweisen ist die regelmäßige Teilnahme sowie die Vorbereitung der Sitzungen anhand der Pflichtlektüre Voraussetzung. Einzelleistungen können durch Referat (mit oder ohne schriftliche Ausarbeitung) bzw. durch eine Hausarbeit nachgewiesen werden. Einzelheiten regeln die jeweiligen Studien- und Prüfungsordnungen. Sie werden zu Beginn des Semesters noch einmal in der Veranstaltung genannt. Für Teilnahmenachweise ist die Anfertigung und Präsentation von zwei Sitzungsprotokollen erforderlich. Referatsthemen werden in der ersten Sitzung vergeben. Wer dann verhindert ist, sollte sich bei Interesse vor Semesterbeginn bei der Veranstalterin melden.
Veranstaltungsthemen:
Behinderungsbegriffe und Behindertenzahlen
Die Problemlage: Stigmatisierung, Abhängigkeit und Teilhabechancen
Institutionen und gesetzliche Grundlagen einer Sozialpolitik für Behinderte
Früherkennung und Frühförderung
Behinderung im Bildungssystem
Arbeit und materielle Absicherung
Wohnen und Freizeit
Soziale Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen
Normalisierung, Selbsthilfe und Selbstbestimmtes Leben
Betreuung, und Persönliches Budget
Literatur:
Behinderte Menschen in Nordrhein-Westfalen 1993. Wissenschaftliches Gutachten zur Lebenssituation von behinderten Menschen und zur Behindertenpolitik in NRW im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen
Bundesregierung 2004: Bericht der Bundesregierung über die Lage behinderter Menschen und die Entwicklung ihrer Teilhabe (Unterrichtung durch die Bundesregierung), in: Deutscher Bundestag 15. Wahlperiode: Drucksache 15/4575 vom 16.12.2004. Internetquelle: http://www.sgb-ix-umsetzen.de/pdfuploads/bericht_15045751-00.pdf
Cloerkes, Günther (Hrsg.) 2003: Wie man behindert wird. Texte zur Konstruktion einer sozialen Rolle und zur Lebenssituation betroffener Menschen. Heidelberg.
Cloerkes, Günther 1997: Soziologie der Behinderten. Eine Einführung. Heidelberg
Evers, Adalbert/Olk, Thomas 1996: Wohlfahrtspluralismus ? Analytische und normativ-politische Dimensionen eines Leitbegriffs, in: Evers, Adalbert/Olk, Thomas (Hg.): Wohlfahrtspluralismus ? Vom Wohlfahrtsstaat zur Wohlfahrtsgesellschaft, Opladen, S. 9 ? 60
Hensle, Ulrich 2000: Einführung in die Arbeit mit behinderten Menschen. 6. A. Wiebelsheim
Thimm, Walter, Wachtel, Grit 2002: Familien mit behinderten Kindern. Wege der Unterstützung und Impulse zur Weiterentwicklung regionaler Hilfesysteme. Weinheim, München
Wacker, Elisabeth/Wansing, Gudrun/Schäfers, Markus 2005: Personenbezogene Unterstützung und Lebensqualität ? Teilhabe mit einem Persönlichen Budget, Wiesbaden.
Waldschmidt, Anne 1999: Selbstbestimmung als Konstruktion ? Alltagstheorien behinderter Frauen und Männer, Opladen.
Waldschmidt, Anne 2003: Selbstbestimmung als behindertenpolitisches Paradigma ? Perspektiven der Disability Studies, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Aus Politik und Zeitgeschichte B8/2003, S. 13 ? 20
Eine ausführlichere Literaturliste wird zu Semesterbeginn verteilt, die Pflichtlektüre steht als Kopiervorlage im Ordner im Semesterapparat.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2009) | 2.2a | |||||
Sozialwissenschaften / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2008) | KF: Modul 5 | Wahlpflicht | 2 | bei Einzelleistung 5 cp | ||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I | A2; B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II | A2; B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2008) | Modul 5a | Wahlpflicht | 2. | 2 | bei Einzelleistung 5 cp | |
Sozialwissenschaften GymGe Fortsetzung BA-Nebenfach / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2008) | Modul 5a | Wahlpflicht | 1. 2. | 2 | bei Einzelleistung 5 cp | |
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 1.5.8 | Wahlpflicht | nicht scheinfähig (Teilnahmenachweis gemäß DPO 2002) GS |