Im Seminar wird die Kulturgeschichte des Essens (und Trinkens) in Deutschland behandelt, weniger in Österreich und in der Schweiz.
Die Situation der „Mahlzeit“ wird von vielen Ethnologen und Soziologen als diejenige Situation verstanden, die die gesamte soziale Ordnung verdeutlicht. Sie wird auch in DaF-Lehrwerken, die deutsche „Kultur“ repräsentierend, zusammen mit „typisch deutschem Essen“ vorgestellt; wir sollten selbst analysieren, ob der Vorwurf der „Konstruktion nationaler Homogenität“ (Döll/Fröhlich/Hägi 2015: 16) zutreffend ist. In der DaF-Diskussion und DaF-Didaktik wurde bislang dieser Bereich sehr wenig reflektiert, der genannte Aufsatz und eine Veröffentlichung von Kathrin Schweiger (Uni Hildesheim) sind die Ausnahmen.
Frau Schweiger wird zu Beginn des Seminars hinzukommen, um ihre Thesen zu „Kulinarik in DaF-Lehrwerken“ vorzustellen.
Deutschland hat keine Nationalküche: „In a rough sort of way, [the] ancient devisions are reflected in what may be termed the three culinary regions of Germany today“ (The Oxford Companion to Food. 2014: 347), stattdessen Regionalküchen.
Im Seminar geht es also einmal um diese „Fakten und kulturspezifische Verhaltensweisen“, aber auch um den Ansatz einer diskursiven Landeskunde: „(…) es geht darum, wie wir über Essen und Trinken sprechen und schreiben, auf welche ‚Deutungsmuster‘ wir dabei zurückgreifen“ (Lehrwerk Mitreden. 2016: 9). Die heftigen öffentlichen Diskussionen um den Veggie Day und um den Verzicht vieler Kitas auf Schweinefleisch können hier exemplarisch genannt werden.
(Historische) Aspekte der Globalisierung sind zu behandeln: die italienische, südosteuropäische und türkische Gastronomie in der Bundesrepublik (Möhring 2012), das erste chinesische Restaurant in Bielefeld 1963 (Neue Westfälische vom 3.3.2016), die Eisdiele als neuer fester Bestandteil der Freizeitkultur der Endfünfzigerjahre (im Haus der Geschichte in Bonn ist eine Eisdiele als Hinweis auf die Jugendkultur zu finden), Street Food und anderes heute.
Zuletzt ein Zitat:
"Im Privaten gibt es aus meiner Sicht noch erheblichen Nachholbedarf. Besonders, wenn die Deutschen italienisch kochen. Das ist mir ein Graus, und ich meckere innerlich an allem herum. Außerdem finde ich es schade, dass die Deutschen ihre eigene Küche nicht pflegen. Würde ich gern auch einmal kosten. Allerdings würde das auch nicht einfach werden, weil ich Vegetarierin bin." (italienische Korrespondentin in Deutschland; Quelle: Deutschlandfunk Kultur, Reihe "Typisch deutsch?")
Interesse am Thema!
Barlösius, Eva (2016): Soziologie des Essens. Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung. 3. Auflage. Weinheim: Beltz.
Döll, Marion; Fröhlich, Lisanne; Hägi, Sara (2015): Was wird da eigentlich aufgetischt? Konstruktion nationaler Homogenität am Beispiel von Essen und Trinken in Deutschland. Fremdsprache Deutsch, 52, 16-21.
Kashiwagi-Wetzel, Kikuko; Meyer, Anne-Rose (Hrsg.) (2017): Theorien des Essens. Berlin: Suhrkamp.
Möhring, Maren (2012): Fremdes Essen. Die Geschichte der ausländischen Gastronomie in der Bundesrepublik Deutschland. München: Oldenbourg.
Trenk, Marin (2015): Döner Hawaii. Unser globalisiertes Essen. Stuttgart: Klett-Cotta.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Fr | 10-12 | X-E0-220 | 09.10.2017-02.02.2018
nicht am: 08.12.17 / 29.12.17 / 05.01.18 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-DAF-M3 Kulturalität und Sprache | Vertiefendes Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Erarbeitung und Durchführung einer Präsentation (auch als Gruppenarbeit, abhängig von der Anzahl der Teilnehmerinnen), Verfassen kürzerer Texte zu Themen der Veranstaltung.
Versuchen Sie frühzeitig, Reiseführer (oder Kopien daraus) Ihres Heimatlandes über Deutschland zu besorgen, in diesen gibt es immer - oder erwartbar häufig - Hinweise auf die sog. deutsche Küche!