Die Begleitung und Unterstützung individueller Bildungs- und Entwicklungsprozesse unter erschwerten Bedingungen setzt theoretisch valide und reliable Informationen über die kindliche Lernausgangslage voraus. Hierzu steht eine Vielzahl standardisierter wie informeller Test- und Untersuchungsverfahren zur Verfügung, die helfen sollen individuelle Lern- und Entwicklungsstände im schulischen Kontext zu erfassen. Der fachlich fundierte und reflektierte Einsatz solcher Verfahren gehört dabei zu den zentralen Anforderungen an die Profes-sionalität von Lehrkräften für sonderpädagogische Förderung (vgl. KMK 2015). Dies ist umso bedeutsamer, insofern sonderpädagogische Diagnostik nicht als bloße Testdiagnostik verstanden werden soll, sondern als Hypothesen geleiteter Reflexionsprozess zu gestalten ist (vgl. Breitenbach 2014; Bundschuh & Winkler 2014). Die hierzu jedoch auch notwendigen Kenntnisse über verschiedene aktuelle Diagnoseinstrument und deren Anwendung sollen daher in diesem Seminar vermittelt werden. Darin geht es nicht nur um den Erwerb rein prak-tischen Anwendungswissen zur Durchführung, Auswertung und Interpretation der entspre-chenden Verfahren, sondern wesentlich um den Aufbau einer kritisch-reflexiven Grundhal-tung im Umgang mit Test- und Diagnoseinstrumenten. Es gilt demnach Möglichkeiten wie auch Grenzen bzw. Problemstellen der unterschiedlichen Verfahren und Zugangsweisen zu analysieren und zu diskutieren.
Ausgehend von Grundlagen der psychologischen Testtheorie und damit verbundenen Kritikpunkten aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive (vgl. Trost 2017; Probst & Euker 2012; Kornmann 2012), erfolgt eine Auseinandersetzung mit verschiedenen zentralen Lern- und Entwicklungsbereichen von Kindern im Schulalter. Hierzu findet jeweils zunächst eine einführende Betrachtung zum jeweiligen Bereich in Verbindung von lern- und entwicklungs-psychologischer Theorien und (sonder-)pädagogischen Zielstellungen statt, um daran an-knüpfend spezifische diagnostische Fragestellungen herausarbeiten zu können. Hiervon ausgehend werden dann exemplarisch einzelne Diagnoseinstrumente und Testverfahren vorgestellt, hinsichtlich ihrer Durchführung, Auswertung und Interpretation besprochen und erprobt sowie mit Blick auf (sonder-)pädagogische Handlungs- und Praxisfelder kritisch diskutiert. Zentrale Lern- und Entwicklungsbereich die darin sukzessive thematisiert werden sollen, orientieren sich einerseits an den Besonderheiten sonderpädagogischer Unterstützungsbedarfe im Bereich Lernen und emotionale und soziale Entwicklung (vgl. KMK 1999+2000), greifen aber insbesondere auch lernrelevante Vorläuferfähigkeiten in Kontext von Sprachentwicklung, Motorik und Wahrnehmung heraus. Neben der exemplarischen Einführung in konkrete Verfahren kommt dabei auch dem eigenverantwortlichen Studium im Rahmen der Portfolioarbeit Bedeutung zu, da hier Kenntnisse über einzelne Verfahren und deren Anwendung im schulischen Kontext individuell vertiefend erworben werden sollen.
Die im Seminar vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten bezüglich sonderpädagogischer (Test-)Diagnostik sollen abschließend vor dem Hintergrund (sonder-)pädagogischer Testkritik (vgl. Eggert 2007) sowie der verstärkten Forderung nach qualitativen und stärker lernpro-zessbegleitenden Ansätzen aus dem förderdiagnostischen wie auch inklusionspädagogi-schen Fachdiskurs heraus (vgl. z.B. Liebers et al. 2013; Prengel 2016) kritisch reflektiert werden.
Antizipierend gilt es darin Bezüge zum Praxisfeld und den dort vorzufindenden Am-bivalenzen zwischen Förder- und Selektionsauftrag (vgl. Trost 2017) herzustellen, um die Durchführung der Fallstudie in Element vorzubereiten (vgl. Häcker et al. 2016). Hierbei sollen konkrete Kriterien für die Auswahl geeigneter Verfahren vor dem Hintergrund unterschiedlicher diagnostischer Zielsetzungen erarbeitet und diskutiert werden.
Die erworbenen Kompetenzen in der Planung und Durchführung förderdiagnostischer Pro-zesse werden anschließend im Rahmen der Fallstudie in einem schulischen Praxisfeld exemplarisch erprobt und durch einen Bericht dokumentiert. Darin soll für eine Schülerin oder einen Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf die individuellen Lernausgangslage umfassende bestimmt und auf dieser Basis eine spezifische Förderplanung entwickelt, umgesetzt und evaluiert werden.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: http://www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft/bie/faq.html
Master of Education: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Education - Erziehungswissenschaft Integrierte Sonderpädagogik mit dem Berufsziel Lehramt für sonderpädagogische Förderung im WiSe 2019/20
Eine umfassende Liste mit Hinweise zur Grundlagenliteratur erhalten Sie zu Beginn des Seminars in der ersten Veranstaltung. Darüber hinaus werden im Seminarplan ein- und weiterführende Text zu den entsprechenden Thematiken ausgewiesen, die zur Vor- und Nachbereitung der einzelnen Sitzungen genutzt werden sollen. Diese Texte sowie weitere Materialien zur Veranstaltung werden Ihnen im Lernraum der bereitgestellt werden.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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einmalig | Mi | 18-20 | T2-204 | 10.07.2019 | verbindliche Vorbesprechung |
einmalig | Mo | 9-16 | T2-208 | 02.09.2019 | |
einmalig | Di | 9-16 | T2-208 | 03.09.2019 | |
einmalig | Mi | 9-16 | T2-208 | 04.09.2019 | |
einmalig | Do | 9-16 | T2-208 | 05.09.2019 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-ISP3 Diagnostik und Förderplanung | E3: Beobachtung und Analyse von Bildungs- und Entwicklungsprozessen unter erschwerten Bedingungen | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Anforderungen an die Studienleistungen
im Rahmen des Seminars sollen mindestens drei diagnostische Verfahren oder Konzepte in Kleingruppen (3-4 Personen) erprobt und reflektiert werden. Dazu sollen auch Workshop-Angebote der Lernwerkstatt genutzt werden. Über die Erfahrungen mit den diagnostischen Instrumenten ist ein Portfolio zu erstellen.
Eines dieser Verfahren ist dabei im Rahmen einer Gruppenpräsentation von ca. 20 Min. den anderen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern vorzustellen und soll mit diesen Kriterien geleitete diskutiert werden. Die Verteilung der vorzustellenden Verfahren und die Gruppenzuordnung erfolgen in der vorbereitenden Sitzungen am 10.07.2019. Mögliche Verfahren sind im Sitzungsplan ausgewiesen. In Absprache mit dem Dozenten können aber auch alternative Verfahren vorbereitet und vorgestellt werden.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: